AppetitWenig Schlaf = Heißhunger?
Schlaf und Ernährung hängen zusammen. Es gibt Lebensmittel, die sollen müde machen, und andere sollen uns den Schlaf rauben, weil sie schwer im Magen liegen. Und wenn wir wenig schlafen, wollen wir vielleicht mehr Fettiges. Aber wieso?
Was ist da los im Körper, dass wir Ungesundes wollen, wenn wir nicht genug schlafen?
Einerseits ändert sich die Ausschüttung von Hormonen, die den Appetit regulieren. Das machen Ghrelin und Leptin. Ghrelin ist das sogenannte "Hungerhormon", denn es steigert den Appetit. Leptin ist das sogenannte "Sättigungshormon". Es signalisiert dem Körper, dass mit dem Essen aufgehört werden kann.
"Studien haben gezeigt, dass nach weniger Schlaf mehr Ghrelin und weniger Leptin ausgeschüttet wird."
Das deckt sich auch mit Studien, in denen sich die Proband*innen nach zu wenig Schlaf hungriger gefühlt haben, größere Portionen gegessen haben, insgesamt mehr Kalorien aufgenommen und auch mehr gesnackt haben. Dr. Christine Blume sagt, dieses Verhalten könnte noch einen weiteren Grund haben:
Eventuell spielt dabei auch eine Rolle, dass man nach zu wenig Schlaf weniger Ressourcen hat, um sich zu kontrollieren.
Außerdem könnte es sein, dass wir gesündere Lebensmittel als weniger attraktiv wahrnehmen und energiereiche als attraktiv. Wir wählen also unser Essen auch anders aus.
Kann uns Essen müde oder wach machen?
Es gibt Lebensmittel, die Melatonin enthalten, das Hormon der Dunkelheit. Es wird vom Körper selbst ausgeschüttet, wenn die innere biologische Uhr auf Nacht steht. Also haben Lebensmittel, die Melatonin enthalten, auch den Ruf, uns besser schlafen zu lassen. Tomaten, Sauerkirschen, Bananen, Erdbeeren, Cranberrys, aber auch Hafer und Walnüsse enthalten alle Melatonin.
Forschende wollten herausfinden, ob die Lebensmittel also schlaffördernd sein können. Dazu haben sie verschiedene Studien ausgewertet, bei denen die Testpersonen Sauerkirschextrakt zu sich genommen haben. Dabei hat sich gezeigt, dass die Testpersonen selbst keine Veränderungen an ihrem Schlaf bemerkt haben.
In den objektiven Daten hat sich aber ein anderes Bild gezeigt - sie haben viel mehr geschlafen. Dr. Christine Blume von der Uni Basel sagt allerdings: "Die Effekte sind teilweise so groß, dass ich mich frage, ob es dafür nicht noch eine andere Erklärung geben muss."
Denn: Der Melatoningehalt in den Lebensmitteln ist sehr gering. Für "Über Schlafen" hat Dr. Christine Blume berechnet, wie viele Kilo von verschiedenen Lebensmitteln wir essen müssten, um auf ein Milligramm Melatonin zu kommen, das in handelsüblichen Präparaten enthalten ist:
"Gut 7000 Kilo Erdbeeren, 81 Kilogramm Sauerkirschen oder 68 Kilo Tomaten müssten wir essen, um auf ein Milligramm Melatonin zu kommen."
Christine Blume ist also skeptisch, ob das Melatonin, das in manchen Lebensmitteln enthalten ist, überhaupt einen Effekt auf unseren Schlaf haben kann.
Welche Lebensmittel uns den Schlaf rauben sollen und wieso, das besprechen Schlafforscherin Dr. Christine Blume und Moderatorin Ilka Knigge in dieser Folge "Über Schlafen".