Neue VirusvarianteWeltweite Notlage: Wie groß ist die Gefahr durch Mpox?
Die WHO schlägt Alarm wegen Mpox. Die Virusinfektion breitet sich gerade in Teilen von Afrika aus. Seit diesem Jahr gibt es schon über 15.000 Fälle und mehr als 500 Tote. Was bedeutet das für Länder wie den Kongo – und wieso sind Mpox nicht mit Corona vergleichbar?
Hautpusteln, Fieber, geschwollene Lymphknoten, Kopf oder Gliederschmerzen – das sind die Symptome von Mpox, erklärt Wissenschaftsjournalistin Daniela Remus. Die Hautpusteln sind sehr schmerzhaft und können Narben hinterlassen. Nur sehr selten sterben Menschen an der Krankheit. Mpox werden durch Haut- und Körperkontakt übertragen, weiß Daniela Remus. Daher sind besonders Kinder unter 15 Jahren betroffen. Es ist wahrscheinlicher, dass sich Menschen anstecken, wenn es eine Berührung mit den Pusteln gibt.
"Jetzt überträgt sich Mpox hauptsächlich von Mensch zu Mensch, vor allem durch intensiven Hautkontakt."
Mpox ist eine Zoonose, erläutert Daniela Remus. Das bedeutet, die Krankheit kann von Tieren auf Menschen übertragen werden oder von Mensch zu Mensch. Die von den Viren verursachte Erkrankung wurde erstmals 1958 bei Laboraffen mit pockenähnlichen Symptomen beobachtet, daher bezeichnete man sie als "Affenpocken". Inzwischen ist die Abkürzung Mpox jedoch der medizinische Fachbegriff.
Ausbreitung von Mpox
Seit den 1970er-Jahren beobachtet man in West- und Zentralafrika vereinzelte Epidemien der Mpox. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Varianten, die sogenannten Kladen. Die Klade I ist für schwere Ausbrüche und Verläufe verantwortlich. Sie kam besonders in Zentralafrika und im Kongobecken vor. Es ist auch die aktuell Art der Infektion, sagt Daniela Remus. Die Klade II ist die Virusart, bei der es mildere Verläufe gibt. Sie kam besonders in Westafrika vor. Die Klade II ist auch die Variante, die sich 2022 weltweit ausbreitete – auch in Deutschland, wo rund 4000 Fälle auftraten. Die damalige Epidemie konnte schnell eingedämmt werden.
"Mpox sind nicht gleich Mpox. Die Wissenschaft unterscheidet zwei Typen, Klade I und II."
Vor knapp einem Jahr wurde an der Grenze der Demokratischen Republik Kongo zu Ruanda und Burundi ein neuer Stamm von Mpox-Viren identifiziert. In diesem Jahr wurden bisher mehr etwa 15.000 Mpox-Verdachtsfälle dieses Virusstamms der Klade Ib und etwa 500 Todesfälle aus der Demokratischen Republik Kongo und anderen Ländern Afrikas gemeldet.
Die Sterblichkeitsrate der neuen Variante liegt bei circa drei Prozent, sagt Daniela Remus. 13 afrikanische Länder, darunter bisher nicht betroffene Staaten wie Burundi, Kenia, Ruanda und Uganda, haben Mpox-Ausbrüche gemeldet. Aus diesem Grund und weil die Infektionen um 160 Prozent angestiegen sind, hat nun auch die Weltgesundheitsorganisation WHO entschieden, die zweithöchste Warnstufe auszurufen, die internationale Notlage.
Droht jetzt nach Corona eine neue Pandemie? Bei Mpox gibt es große Unterschiede zu Corona und Grippeviren: Mpox wird durch sehr engen Körperkontakt übertragen, während man sich mit Corona über die Luft und damit viel leichter anstecken konnte.
Lage im Kongo ist weltweites Problem
Die Lage ist besonders im Kongo sehr problematisch, sagt Korrespondentin Antje Diekhans. Der Osten Kongos ist ein ständiges Krisengebiet. Gerade im Moment sind dort besonders viele Menschen auf der Flucht, weil es eine Miliz gibt, die schon seit Monaten die Bevölkerung terrorisiert, erklärt sie.
Viele von den Geflüchteten befinden sich in der Nähe der Millionenstadt Goma im Osten des Landes. Dort haben sich zuletzt viele Flüchtlingslager gebildet. Die Bedingungen in den Lagern sind optimal, damit sich ein Virus ausbreiten kann, sagt Antje Diekhans: Viele Menschen, die dicht an dicht unter Planen leben. Das wenig vorhandene Wasser und die schlechten hygienischen Zustände unterstützen die Übertragungen.
"Es gibt jetzt schon Impfstoffe gegen Mpox, es gibt auch antivirale Medikamente. Nur sind die vor allem in der westlichen Welt verfügbar und nicht da, wo sie eigentlich gerade gebraucht werden."
Auch wenn es noch die Krankheitsstationen der Ebolapandemie im Kongo und anderen Ländern gibt, sind Impfungen und Medikamente hier besonders wichtig, sagt Antje Diekhans. Auch aus diesem Grund hat die WHO die Notlage erklärt.
Die Organisation möchte erreichen, dass international Solidarität und medizinische Hilfe in die betroffenen Regionen entsandt wird. Denn das Virus kann behandelt und auch präventiv verhindert werden, wenn die Medikamente in Afrika in der benötigten Menge ankommen.
Hinweis der Redaktion: Im Podcast heißt es, dass sich in diesem Jahr schon deutlich mehr Menschen mit Mpox angesteckt haben als beim globalen Ausbruch 2022. Das ist nicht korrekt. Richtig ist: In diesem Jahr sind schon mehr Menschen an Mpox gestorben als 2022. Die Sterblichkeit ist bei der neuen Virusvariante deutlich höher.