WeltreiseAls Angsthase mit dem Rad nach Südamerika
Wer alleine mit dem Fahrrad um die halbe Welt fährt, muss mutig sein, muss durchtrainiert sein und braucht ein High-End-Bike? Philipp Groten bezeichnet sich selbst als Angsthasen, hat sein Fahrrad aus Sperrmüll-Teilen zusammengebaut und ist trotzdem von Deutschland nach Patagonien geradelt.
15 Monate allein auf dem Fahrrad unterwegs, von Aachen nach Patagonien. Durch die Niederlande, Belgien, Frankreich, dann übers Meer und weiter durch Panama und Kolumbien bis ans Ziel am südlichsten Zipfel Südamerikas. Und trotzdem hält Philipp Groten nach seiner Rückkehr Vorträge unter dem Titel "Die Weltreise eines Angsthasen".
Er meint das ernst, versichert er im Gespräch mit Deutschlandfunk Nova. So habe ihn zum Beispiel in den ersten Tagen, nachdem er aufgebrochen war, vor allem eine Hoffnung angetrieben: Jemand könnte sein Fahrrad klauen und Philipp einfach wieder in seinen behüteten Alltag zurückkehren.
"Ich spüre schon immer Zweifel an dem, was ich tue."
Zu seinem großen Pech und zugleich Glück erfüllte sich dieser Wunsch nicht. Und so ist er weitergeradelt, immer mit der Angst im Gepäck. Den Atlantik zwischen Europa und Südamerika überquerte er auf Schiffen, ansonsten reiste er nur auf dem Fahrradsattel.
Ein gutes Rad muss nicht teuer sein
Mit Fahrrädern kennt Philipp sich aus. Er hat einige Jahre als Ingenieur in der Fahrradindustrie gearbeitet. Und trotzdem hat er sich kein sündhaft teures Edelbike zugelegt. Philipp sammelte gebrauchte Teile, gern auch vom Sperrmüll, weil er sehen wollte, wie weit er mit einem Fahrrad Marke Eigenbau kommen würde.
"Irgendwann ging mir das auf den Senkel, dass man mehr oder weniger gesagt bekommt, man müsste ein spezielles Fahrrad oder eine besondere Jacke haben, um überhaupt das Haus verlassen zu können."
Die Antwort: ziemlich weit. Sein Fahrrad trug ihn bis nach Patagonien, wo es Philipp eigentlich verschenken wollte. Was gar nicht so einfach war. Die meisten Argentinier waren skeptisch, erst ein Franzose nahm sich Philipps Fahrrad an - und fuhr auf ihm noch einmal ein paar Tausend Kilometer in die Gegenrichtung.
Weltreisefahrrad zu verschenken
Die Abmachung war eigentlich, es dort einem weiteren Reisenden zu überlassen. Der Franzose nahm es allerdings mit nach Frankreich und rief Philipp vor Kurzem an. Er wolle umziehen und wisse nicht, was mit dem Weltreisefahrrad zu tun sei. Jetzt steht es bei Philipp im Flur und er versichert: Wer Großes auf dem Sattel vorhat und noch das passende Gefährt sucht, könne sich gerne bei ihm melden.