WeltklimakonferenzWas die Ergebnisse in Glasgow für ärmere Länder bedeuten
Zwei Wochen lang haben über 200 Staaten bei der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow verhandelt. Zwar gab es Fortschritte, doch vom Abschlussdokument sind viele Klimaexpert*innen und Aktivist*innen enttäuscht. Doch was bedeuten die Ergebnisse für ärmere Länder?
Eigentlich sollte mit der Weltklimakonferenz in Glasgow die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad erreicht werden. Dieses Ziel wurde deutlich verfehlt. Mit den nun beschlossenen Maßnahmen wird die Erderwärmung Berechnungen zufolge bei 2,4 Grad liegen, statt bei 2,7 Grad.
Wie das zu bewerten ist, ist Ansichtssache. Das Spektrum reicht von komplettem Versagen, bis hin zu "immerhin ein kleiner Schritt".
"Wir befinden uns weiter auf dem Pfad einer gefährlichen globalen Erwärmung mit all ihren negativen Konsequenzen."
Besonders ärmere Länder aus dem globalen Süden werden von dieser Erderwärmung besonders betroffen sein. "Die Kehrtwende hat diese Klimakonferenz nicht gebracht", sagt Jan Kowalzig. Er ist Klimaexperte bei Oxfam, einem internationalen Verbund verschiedener Hilfs- und Entwicklungsorganisationen. Die schwachen Klimaschutzziele der Länder führten weiter zu einer gefährlichen Erderwärmung mit all ihren Folgen.
Ärmere Länder werden an den Rand gedrängt
Der Meinung von Jan Kowalzig zufolge hätten sich in Glasgow vor allem die mächtigen Länder durchgesetzt. "Es ist schon bitter zu sehen, wie stark diese Gruppen und all die vulnerablen Länder, also, die besonders stark betroffen sind, wieder an den Rand gedrängt wurden und ihre zentralen Anliegen nicht oder nur in ganz, ganz kleinen Trippelschritten gehört und erfüllt wurden", sagt er. "Die kleineren, besonders betroffenen Länder stehen weiterhin vor dieser katastrophalen Krise, die da auf sie zukommt."
"Die Verhandler von kleineren Ländern sind am Ende der Konferenz völlig geschafft. Die können nicht mehr."
Gründe dafür gebe es mehrere. Vor allem aber hätten kleinere Länder auch kleinere Delegationen. Diese müssten dann alles betreuen und könnten nicht im Schichtsystem arbeiten, erklärt der Klimaexperte. "Die Delegation kann nach zwei Wochen einfach nicht mehr. Und dann kann sie auch die wichtigen Anliegen nicht mehr so kraftvoll durchsetzen", so Kowalzig.
"Gerade die besonders betroffenen Länder brauchen jede kleine Verbesserung, die sie kriegen können."
Das würde dazu führen, dass diese Länder sich auch mit kleinen Ergebnissen zufriedengeben würden. "Das ist eine Strategie, die ich total nachvollziehen kann", sagt Kowalzig. "Ihnen bleibt letztlich auch gar nichts anderes übrig. Denn den großen und mächtigen Ländern wäre es im Zweifelsfall egal, wenn die kleinen einen Beschluss ablehnen – solange die das vor ihrer Wählerschaft vertreten können."