Weinlese so früh wie nieRiesling und Spätburgunder mögen die Hitze nicht
Die warmen Temperaturen, die schon seit April das Wetter bestimmen, sorgen dafür, dass die Weinlese 2018 so früh beginnt wie noch nie: Für den neuen Wein, den Federweißen, startet sie in Rheinhessen schon am 6. August. Welche Auswirkungen hat das auf den Wein?
Der Sommer 2018 schreibt weiter Rekorde. Bisher war der früheste Termin für den Beginn der Weinlese der 8. August. Laut Deutschem Weininstitut war das in den Jahren 2007, 2011 und 2014 der Fall.
Der wärmste April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und die anhaltende Trockenheit und große Hitze im Sommer sorgen dafür, dass dieser Rekord jetzt gebrochen wird: In Rheinhessen wird seit Anfang August geerntet - auch in manchen Regionen in Franken und Baden.
Winzer sehen die Hitze (noch) entspannt
Die Winzer sind wegen der Hitze aber gar nicht so gestresst, wie man das vielleicht annehmen könnte, sagt Martin Schütz von Deutschlandfunk Nova.
Der Grund: Trauben mögen Wärme und das ist gut für den Wein. Sie bilden mehr Zucker aus, der in Alkohol umgewandelt wird. Der Weinexperte Konstantin Baum ist sich sicher, dass die Wärme der vergangenen Jahre sich positiv auf den Wein und somit für die Winzer ausgewirkt hat.
"In den letzten Jahrzehnten ist es eher so gewesen, dass deutsche Weine von der Wärme profitiert haben."
Es hängt aber sehr davon ab, welche Rebsorten ein Winzer anbaut und wie viel Sonne die Reben abbekommen haben. Gerade Riesling und Spätburgunder, international die "Vorzeige-Trauben" aus Deutschland, haben dann doch so ihre Probleme mit der ungewohnt hohen und lang anhaltenden Hitze.
Probleme für Riesling und Spätburgunder
Hier scheint aus Sicht von Experten dann doch langsam eine Grenze erreicht zu sein – vor allem, wenn man Riesling und Spätburgunder mit klassischen französischen Trauben wie Chardonnay, Merlot, Syrah oder Cabernet Sauvignon vergleicht. Diese wachsen traditionell in wärmeren Regionen und sind an lange Phasen mit Temperaturen über 30 Grad gewöhnt.
Reben lagern Aromastoffe über einen längeren Zeitraum in den Trauben ein, erklärt der Weinexperte Konstantin Baum. Wenn dieser Zeitraum verkürzt wird, könne das unter Umständen dafür sorgen, dass die Trauben nicht so aromatisch sind. Muss aber nicht sein.
Einbußen beim Geschmack möglich
Auch in den richtig sonnigen Regionen Deutschlands, etwa am Kaiserstuhl, reißen die Winzer jetzt aber noch nicht die alten Reben aus dem Boden, um dort flächendeckend Merlot oder Syrah zu pflanzen, die auch in Australien oder Kalifornien wachsen.
Für Alarmstimmung ist es also noch zu früh. Konstantin Baum glaubt aber schon, dass sich auch die deutschen Winzer in Zukunft umorientieren müssen.
"Die Winzer können in kühlere Lagen gehen, etwa näher an ein Waldstück heran. Und statt den nach Süden eher die nach Südosten oder Südwesten ausgerichteten Lagen wählen."
- Extremwetter: Landwirte müssen etwas tun – und wir auch | Im vergangenen Jahr ging die Ernte in Teilen im Starkregen unter. Dieses Jahr kommt es zu Ernteausfällen durch extreme Trockenheit.
- USA: Alkohol-Industrie finanziert Alkohol-Studie | Ein alkoholisches Getränk am Tag ist gut für die Gesundheit - ist das Mythos oder Wahrheit?
- Naturwein: Kompost im Mund | Schwefel, Zuchthefen, Enzyme, Zucker – in unserem Wein stecken weit mehr, als bloß Trauben. Sogenannter Naturwein verzichtet darauf größtenteils.