MilitärWehrdienst in Europa: Mal freiwillig, mal Pflichtveranstaltung
Frankreich führt einen vierwöchigen Pflichtdienst für 16-Jährige ein, um sie "am Leben der Nation" zu beteiligen. Eine militärische zweite Phase kann folgen. In Deutschland ist der Wehrdienst nach wie vor ausgesetzt, in Finnland dagegen müssen die Männer dienen - oder in Haft. Welches Land wie mit der Wehrpflicht umgeht. Ein Überblick.
Frankreich: Ein Monat Pflicht, aber nicht beim Militär
Emmanuel Macron hatte versprochen: Wenn ihr mich wählt, führe ich die Wehrpflicht wieder ein. Das ist bisher nicht passiert. Ab dem kommenden Jahr müssen jetzt aber jede Französin und jeder Franzose mit 16 Jahren einen Pflichtdienst absolvieren, um sich "am Leben der Nation" zu beteiligen.
Es klingt dramatischer als es ist: Der Dienst dauert nur einen Monat – und ein klassischer Wehrdienst ist es auch nicht. In den vier Wochen geht es laut BBC darum, einen Schwerpunkt auf die Bürgerkultur zu legen. Die französische Regierung möchte, dass "junge Menschen in die Lage versetzt werden, neue Beziehungen zu schaffen und ihre Rolle in der Gesellschaft zu entwickeln".
An den Monat kann sich dann aber eine zweite – freiwillige – Phase anschließen. Und die kann dann auch deutlich militärischer ausfallen, wenn gewünscht. Sie dauert drei Monate bis zu einem Jahr und jede(r) kann wählen, wo sie oder er den Dienst machen möchte: ob beim Militär, der Feuerwehr oder sozialen Einrichtungen. Viele Details sind noch nicht bekannt.
Finnland: Kein Nachsehen
In Finnland dreht sich die aktuelle Debatte nicht um die Frage "Berufsarmee oder Wehrpflicht?", sondern es geht darum, den Wehrdienst noch stärker für Frauen zu öffnen. 5000 Frauen nutzen bisher die Chance, freiwillig Wehrdienst zu leisten. Sie müssen dafür aber relativ hohe Hürden überwinden, zum Beispiel müssen sie ihre Musterung selbst bezahlen.
Für Männer sieht es anders aus. Sie müssen sechs Monate Wehrdienst ableisten, außer es sprechen medizinische Gründe dagegen. Eine Verweigerung aus Gewissensgründen, wie es sie bei uns in Deutschland gab, gibt es für Finnen nicht. Wer sich sträubt, muss ins Gefängnis oder wird unter Hausarrest gestellt.
"Die einzige Alternative zur Uniform lautet für Finnen: Sechs Monate Haft oder Hausarrest."
Dieser Hausarrest hat es in sich, hat der Finne Vili Korkkula, der nicht zum Militär wollte, dem Fernsehsender arte berichtet. Er habe ein halbes Jahr daheimgesessen – mit der Hausordnung einer Haftanstalt. Er hatte eine Fußfessel, keine Bewegungsfreiheit, wurde überwacht und regelmäßig auf Alkohol und Drogen getestet.
Die Finnen halten so massiv an der Wehrpflicht fest, weil sie eine ziemlich lange Grenze zu Russland haben und das als Notwendigkeit ansehen, sich zu schützen, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Schütz. Seit der Annexion der Krim sei in Finnland mehr oder weniger jede Diskussion über ein Ende der Wehrpflicht begraben worden.
Norwegen: Eher entspannt
Ein zwangsloseres Modell setzt Finnlands Nachbar Norwegen um: Männer und Frauen können sich freiwillig zum Wehrdienst melden, es gibt keine Pflicht. Aus den Freiwilligen sucht sich das norwegische Militär dann pro Jahr gut 10.000 Rekrutinnen und Rekruten aus.
Dänemark, Österreich, Schweden
...haben die Wehrpflicht noch bzw. wieder. Schweden hat sie nach ein paar Jahren Pause wieder eingeführt.
Italien, Niederlande, Deutschland
...haben zurzeit keine Wehrpflicht. Sie ist ausgesetzt.
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