Spitzenkandidaten bei der EU-WahlTimmermans und Weber fetzen sich
Manfred Weber und Frans Timmermans sind die beiden Spitzenkandidaten der großen Fraktionen bei der EU-Wahl. Die beiden traten in der ARD bei der EU-Wahlarena gegeneinander an - und es wurden durchaus eine hitzige Debatte. Zum Beispiel beim Thema CO2-Steuer oder auch bei der Migration.
In der EU-Wahlarena in der ARD traten an: der Niederländer Frans Timmermans (links im Bild). Der 58-Jährige ist der Spitzenkandidat der Sozialdemokraten. Er diskutierte mit dem Deutschen Manfred Weber von der Europäischen Volkspartei (EVP). Der 46-Jährige tritt für die Konservativen an.
Im Studio waren neben einem Moderatorenteam Bürgerinnen und Bürger, die den beiden Spitzenkandidaten Fragen stellten. "Es ist ein Vorteil, wenn die Bürger selber Fragen stellen können", sagt unsere Brüssel-Korrespondentin Bettina Klein. "Das hat Tempo in die Sache gebracht." Auch wenn kritische Fragen nach einer Verkleinerung der EU-Kommission oder den beiden Parlamentssitzen fehlten.
Timmermans versus Weber
Auf jeden Fall sei die politische Auseinandersetzung zurück, so Bettina Klein. Timmermans habe sich rhetorisch stark präsentiert. Während der Diskussion sprach er Deutsch - insgesamt spricht er sieben Sprachen. Der Niederländer sei mit Leidenschaft dabei gewesen, so Bettina Klein. Dabei sei er aber auch plakativer als Weber gewesen und teils auch populistischer.
"Timmermans war plakativer als Weber und damit vielleicht auch populistischer. Weber hingegen war leiser, abwägender."
Weber habe leisere Töne angeschlagen. Er habe sich abwägender und behutsamer präsentiert. "Weber hat immer auch auf die Kehrseiten der schnellen Antworten gezeigt - nach denen alle rufen", sagt Bettina Klein. Die Unterschiede zwischen den beiden Politikern seien vor allem durch ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten deutlich geworden.
Viel Nähe, aber auch Differenzen
Inhaltlich stehen sich die beiden Kandidaten nahe. "Der eine ist Cola light, der andere Coke zero", urteilt etwa der Tscheche Jan Zahradil in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Zahradil vertritt die Europäischen Konservativen und Reformer.
Inhaltlich gibt es tatsächlich viele Überschneidungen, so Bettina Klein. Aber es gibt auch Unterschiede, die deutlich wurden:
- CO2-Steuer: Hier waren sich Timmermans und Weber uneins. Timmermans will eine CO2-Steuer, das machte er deutlich. Weber ist dagegen. Im Duell verwies er auf mögliche soziale Auswirkungen und Folgen für die Arbeitsplätze in der Automobilindustrie.
- Migration: Weber sprach hier viel über den Grenzschutz und dessen Bedeutung. Timmermans forderte eine "Aussöhnung mit Afrika".
Insgesamt habe sich Timmermans kämpferischer gezeigt. Auch wenn es darum ging deutlich zu machen, wie man die Ziele denn dann umsetzen will, so Bettina Klein. In den vergangenen Jahren hätten die beiden großen Fraktionen ein Gentlemens Agreement gepflegt: Das heißt, es gab ein loses Versprechen, sich nicht gegenseitig hart anzugehen. Das scheine vorbei zu sein, so Bettina Klein.
"Die beiden großen Fraktionen scheuen jetzt vor offenem Streit nicht zurück. Die Diskussion war teilweise hitzig und gar nicht langweilig."
Einig waren sich die beiden Spitzenkandidaten, wenn es um die Vision Europa geht. "Beide wollen ein Europa, das die Bürger eben als ihr eigenes verstehen", sagt Bettina Klein. Und beide wollen, dass sich die EU auf globaler Ebene stärker aufstellt. Beim Thema Vision sind die beiden Kandidaten tatsächlich ein bisschen Cola light und Coke zero.