EnergiewendeWasserstoff-Zukunft: nur durch internationale Zusammenarbeit
Wasserstoff ist so etwas wie der Popstar bei der Energiewende. Damit Deutschland künftig genug Wasserstoff hat, ist es auf internationale Allianzen angewiesen, zum Beispiel mit Australien. Kirsten Westphal, Expertin für internationale Energiebeziehungen, erklärt die Hintergründe.
Bis 2045 will Deutschland klimaneutral werden. Dazu gehört unbedingt, den Ausstoß von Treibhausgasen stark zu reduzieren. In einem Land, in dem Industrie und Verkehr eine so große Rolle spielen wie in Deutschland, ist das gar nicht so einfach.
Deutschland will sich auf dem Wasserstoff-Markt gut aufstellen
Wasserstoff scheint derzeit die aussichtsreichste Lösung zu bieten, genug Energie zur Verfügung zu stellen und gleichzeitig das Klima nicht noch mehr zu belasten. Auch die Bundesregierung setzt auf dieses Gas. Vor einem Jahr hat sie die nationale Wasserstoffstrategie entwickelt, nun ist es zu einem Abkommen zwischen Deutschland und Australien gekommen. Denn von dort soll künftig Wasserstoff nach Deutschland importiert werden.
"Deutschland kann nicht genug Wasserstoff herstellen. In Sachen Wasserstoff werden wir Importeur bleiben."
Kirsten Westphal, Expertin für internationale Energiebeziehungen bei der Stiftung Wissenschaft und Politik und Mitglied im Nationalen Wasserstoffrat, bezeichnet diese Partnerschaft als spannend. Australien werde ihrer Einschätzung nach ein potenziell großer Exporteur von Wasserstoff werden. Dass Deutschland von Beginn auf eine Zusammenarbeit setzt, sei deshalb sinnvoll. Zudem mache man sich dadurch von einem anderen wichtigen Akteur weniger abhängig: China.
Denn wer Wasserstoff einsetzen will, braucht in großen Mengen, so auch Deutschland, sagt Kerstin Westphal. Wasserstoff könne zum Beispiel in der Stahl- und Aluminiumerzeugung, in der Schifffahrt und beim Frachtverkehr eingesetzt werden.
Kooperationen in der Wirtschaft sind "der Knackpunkt" für eine Wasserstoff-Zukunft
Wasserstoff wird deshalb so gehypt, weil er als klimaneutral gilt. Er wird aus erneuerbaren Energien, also Solar- und Windenergie, hergestellt. Seine Herstellung ist allerdings teuer, weil er eben nicht in der Natur vorkommt, sondern industriell hergestellt wird, erklärt Kerstin Westphal. Wird der Stoff allerdings vom anderen Ende der Welt nach Deutschland importiert, könne hinter Klimaneutralität zumindest ein Fragezeichen gesetzt werden.
Europas wichtige Rolle
Obwohl Kerstin Westphal die Partnerschaft mit Australien befürwortet, plädiert sie eher dafür, in puncto Wasserstoffproduktion nach Europa zu schauen. Mit dem Programm "Next Generation EU" sei eine gute Voraussetzung geschaffen worden. Auch sei es wichtig, die Wertschöpfung in Europa zu halten.
"Es muss in Europa darum gehen, Produktions- und Lieferketten auszubauen. Und das brauchen wir sowohl bei der Erzeugung von Wasserstoff als auch beim Transport und bei der Weiterverarbeitung alle Kräfte."
Eine noch wichtigere Rolle als die Politik spielt, Kerstin Westphals Einschätzung nach, die Wirtschaft. Ein Beispiel dafür ist das Joint Venture zwischen dem Brennstoffzellenhersteller Plug Power und dem französischen Autokonzern Renault. Sie findet es essenziell, dass es viele Kooperationen dieser Art geben wird.