Berufsinfo im KlassenzimmerWarum die Bundeswehr in Schulen gehen darf
Die Berliner SPD hat eine Debatte über Soldaten in Klassenzimmern angestoßen: Darf die Bundeswehr vor Schülern werben - oder sagen wir zumindest informieren? Wir sprechen darüber mit unserem Wissenschafts- und Bildungsjournalisten Armin Himmelrath.
Eins mal vorweg: Kommerzielle Werbung an Schulen ist in keinem Bundesland erlaubt. Keine Firma, kein Konzern darf also eine Schule mit Werbeplakaten zupflastern oder Werbebanner in die Aula hängen. Ein Schulleiter mit Werbung auf dem Hemdkragen - auch das geht nicht.
Was ist Werbung?
Aber was ist Werbung und was nicht? Die Grenzen sind da fließend, sagt unser Wissenschafts- und Bildungsexperte Armin Himmelrath.
"Lehrer können Fachkräfte einladen. Das kann eine Stadtplanerin sein oder die Juristin eines Unternehmens am Ort, der Chef einer Wirtschaftsförderungsgesellschaft oder einer Bank."
Zur Berufsberatung oder -orientierung kommen also regelmäßig alle möglichen Leute in Schulen, auch Unternehmensvertreter. "Und die lassen dann schon durchblicken, was für coole Arbeitgeber sie haben", sagt Armin Himmelrath.
Die Berliner SPD will Bundeswehr ausschließen
Aktuell gibt es eine Debatte über den Besuch der Bundeswehr in Schulen: Die Berliner SPD hat einen Beschluss gefasst: Die Bundeswehr soll nicht mehr in Schulen in Berlin auftreten dürfen. Weil das, sagt die SPD, Werbung fürs Militärische und für den Krieg sei – und das gehöre nicht in die Schulen, erst recht nicht vor minderjährige Schüler.
"Die Bundeswehr sagt, sie macht keine Werbung, sondern informiert über ihre Arbeit."
Doch sie informiere nur über Berufswege beim Bund, sagt die Bundeswehr. Sie rekrutiere keine Soldaten an den Schulen.
Die Bundeswehr kann auch nicht einfach ungebeten in die Schulen kommen - sie muss eingeladen werden. Die Lehrer entscheiden, was zu ihrem Unterrichtsstoff passt. Bei größeren Informationsveranstaltungen müsse die Schulleitung entscheiden, so Armin Himmelrath.
Schüler nicht überrollen
Dabei gelten bestimmte Regeln, etwa das "Überwältigungsverbot" - das bedeutet, dass Schüler nicht mit einer Meinung - oder Werbung - überrollt werden dürfen. Bei strittigen Themen müssen an einer Schule immer beide Seiten, beide Meinungen aufgezeigt werden. Das gelte auch für die Bundeswehr, wenn sie an einer Schule auftritt.
Armin Himmelrath schätzt, dass die Berliner SPD keine Chance mit ihrem Vorstoß hat, Bundeswehrbesuche an Schulen generell zu verbieten. Denn es gebe keine gesetzliche Grundlage dafür. Sie müsste dazu mit ihrem Koalitionspartner das Schulgesetz ändern.
Die SPD habe übrigens inzwischen konkretisiert, dass es ihr nicht um ein Verbot von Schulbesuchen der Bundeswehr gehe, sondern lediglich darum, dass die Bundeswehr nicht an Schulen rekrutiere, sagt Armin Himmelrath.
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