TelefonschleifenÜberleben im Hotline-Horror
Survival-Tipps für die längsten Warteschleifen Deutschlands: schreien, singen, Briefchen schreiben - was hilft wirklich?
Telefonanbieter O2 hat es in dieser Woche geschafft: Die Hotline war so gut wie gar nicht mehr erreichbar. Wenn man die Nummer überhaupt findet, muss sich der Anrufer durch ein elendig langes Menü automatischer Ansagen durcharbeiten. Viele Kunden haben sich deshalb bei der Bundesnetzagentur beschwert.
Die verlorene Lebenszeit geht aber auch bei anderen Telefonanbietern Richtung unendlich. DRadio-Wissen-Reporterin Julia Möckl hat versucht, erfolgreich durch die 0800-Vertröster-Nummern zu kommen und hat dabei die Toptipps getestet.
Die Qual der Wahl
Die Hotline-Odyssee fängt schon beim Telefonmenü an. Denn hier entscheidet zunächst ein sehr stoischer Computer, wo es lang geht. Angeblich könnt ihr ihn aber zumindest ein wenig austricksen.
Tipp 1: Bei der ersten Frage schweigen: Dieser Trick ist ein bisschen wie ein Glückspiel. Manchmal ein Volltreffer, manchmal wird das Gespräch dann direkt beendet.
Tipp 2: Bei jeder Auswahl brabbeln: Kann funktionieren, dass der Anrufer auf diesem Weg eher zu einem Mitarbeiter kommt, lautet Julias Fazit. Kleines Risiko bei der Sache: Vielleicht landet er in einem ganz falschen Bereich.
Tipp 3: "Mitarbeiter" sagen: Die härtesten Hotlines kennen auch hier kein Erbarmen. Bei anderen lassen sich so zumindest einige automatische Ansagen überspringen.
Sebastian Thiel hat selbst lange im Call-Center für einen Computer-Service gearbeitet und ein Buch darüber geschrieben. Er kennt die andere Seite der Leitung. Auch da ist es nicht immer erfreulich. Vor allem, wenn die Leute lange in der Schleife hängen, ist die Stimmung nicht so gut. In Stoßzeiten anzurufen ist also eigentlich nie eine gute Idee.
"Der Callcenter-Agent sucht sich ja nicht aus, mit wem er redet. Man landet ja auf einem Computer. Wer am längsten in der Warteschleife ist, der wird auch durchgestellt, wenn einer frei ist."
Sein Tipp: in der Zeit von 9 bis 11 Uhr oder 13 bis 16 Uhr anrufen. Das ist besser als früh vormittags vor der Arbeit, mittags oder wenn die meisten Leute Feierabend haben. Auch mehrmaliges Anrufen in diesen bekannten Stoßzeiten bringt nichts. Die Wartezeit bleibt gleich. "Abgesehen von den Uhrzeiten hat man da nicht viel Einfluss drauf", so Sebastian Thiel.
Noch mehr Tipps: Raus aus der Schleife
Vielleicht sind sogar die Strategien erfolgsversprechender, bei denen wir erst gar nicht in die Warteschleife geraten. Dazu zählt, sich bei externen Webseiten die konkrete Nummer für sein Anliegen zu suchen. Ersatznummern gibt es beispielsweise bei gethuman.com. Problematisch hier: Oft sind diese nicht mehr aktuell.
Der andere Trick lautet, sich über Social Media zu beschweren. Eine Antwort gibt es hier vielleicht eher, aber dafür muss die Beschwerde schon öffentlichkeitswirksamer ausfallen. Darum braucht ihr Follower-Power.
Und auch eure Erfahrungen zeigen: Die Universal-Lösungen gibt es nicht. Was beim einen Anbieter funktioniert, ist beim anderen der totale Reinfall. Und auch die Unternehmen kennen natürlich die Tipp-Listen aus dem Netz.
Der letzte Tipp daher, mit dem es vielleicht nicht schneller geht, aber entspannter: Einen Beschwerdebrief schreiben. Und einfach auflegen.