HarzWanderwege – weniger ist mehr
Wandern ist beliebt – rund die Hälfte der Deutschen bezeichnet sich als aktiv Wandernde. Das spricht für mehr Wanderwege. Doch im Harz sollen jetzt 1000 Kilometer wegfallen. Aus gutem Grund.
Der Deutsche Wanderverband hat in verschiedenen Studien untersucht, welche Bedeutung das Wandern in Deutschland hat. Eines der Ergebnisse: 40 Millionen der Deutschen bezeichnen sich als aktiv Wandernde. Ihnen stehen rund 200.000 Kilometer Wanderwege in Deutschland zur Verfügung. Jetzt sollen aber davon 1000 Kilometer im Harz wegfallen.
Wegezeichner und Wegewarte
Die Pflege der Wanderwege übernehmen ehrenamtliche Wegezeichner und Wegewarte in den Gebirgs- und Wandervereinen. Das sollen rund 20.000 Menschen sein. Doch warum sollten sie inzwischen kaum noch genutzte und unattraktive Wanderwege pflegen? Stattdessen könnten sie sich besser nur um die schönsten Wanderrouten kümmern. Denn zur Pflege oder zum Einrichten eines Wanderwegs gehört mehr, als nur Wegweiser aufzustellen, sagt Erik Neumeyer vom Deutschen Wanderverband.
Wegemanagement - mehr als Wegweiser aufstellen
Bevor ein neuer Wanderweg eröffnet werden kann, muss er sorgfältig geplant und rechtlich abgesichert werden. Dazu kommen noch Abstimmungen mit dem Naturschutz, den Forst- und Landwirten. Außerdem ermitteln Planerinnen und Planer die touristische Bedeutung.
"Wo ist ein Weg sinnvoll? Wo ist er besonders schön und wo hat er eine bestimmte Funktion?"
Bei der Wegeplanung machen sich die Wanderverbände viele Gedanken über die Wegepflege. Der Fachbegriff dafür sei "Wegemanagement", sagt Erik Neumeyer. Und klar ist: Wenn ein Wanderweg beworben wird, müssen auch flächendeckend Wegweiser aufgestellt oder Markierungen angebracht werden.
In Deutschland werden keine neuen Wanderwege gebaut, sondern bestehende Wege für Wanderrouten genutzt, sagt Erik Neumeyer. An manchen Stellen müssen Wege allerdings ergänzt werden – beispielsweise durch eine Brücke.
Voraussetzungen für Wanderwege: Ein attraktives Netz, das zehn bis 15 Jahre gepflegt werden kann. Dazu gehört, Wege regelmäßig im Frühjahr frei zu schneiden und Markierungen zu erneuern. Und es kommt immer wieder vor, dass Wege umgeleitet werden müssen, beispielsweise wenn Bäume vertrocknet sind und gefällt werden müssen.
"Die Wegenetze, die traditionell entstanden sind, müssen manchmal einer Revision unterzogen werden."
Erik Neumeyer sagt, es sei besser, qualitativ hochwertige Wanderwege zu erhalten und dafür ungenutzte aufzugeben, auch wenn es dadurch insgesamt weniger gebe.
"Ein Wanderweg, der 50 Jahre alt ist, ist vielleicht von Bahnhof zu Bahnhof angelegt. Heute existiert aber leider dieser Bahnhof im ländlichen Raum gar nicht mehr."
Gegebenheiten ändern sich, also ist es sinnvoll, Wanderwege zu überprüfen. Etwa, wenn ein alter Wanderweg zwischen zwei Bahnhöfen verläuft, einer davon aber gar nicht mehr in Betrieb ist. Oder ein Wanderweg ist im Laufe der Zeit asphaltiert worden - und daher für Wandernde nicht mehr so interessant.
Auch bei sehr intensiver Landschaftsnutzung durch Forst- und Landwirte kann es sinnvoll sein, auf einzelne Wege zu verzichten und dafür besonders schöne Routen attraktiv zu halten.
Wegweiser wird es immer geben
Auch in Zeiten von Navis und Smartphones sind Wegweiser nicht überflüssig. So geben unter Wandernden 35 Prozent an, konsequent das Handy ausgeschaltet zu lassen. Andere äußerten in einer Studie, dass sie sich bewusst an Markierungen und Wegweisern orientieren.
"Wir werden auch in 20 Jahren noch markierte Wanderwege haben. Wenn das Handy mal ausfällt, ist man froh, dass es noch irgendwo eine Markierung am Baum gibt."
Bei Wanderbares Deutschland finden sich Wanderwege in ganz Deutschland. Und Erik Neumeyer versichert: "Es ist überall in Deutschland schön."
"Am schönsten ist es vor der eigenen Haustüre. Ich mag gerne Pfade, irgendwo eine Burg und am Ende eine Einkehr. Das macht Spaß."