Wälder im KlimawandelNeue Bäume braucht das Land
Wenn der Klimawandel so fortschreitet, wie viele Experten befürchten, werden einige unserer Baumarten an ihren angestammten Standorten nicht überleben. Was also tun? Die Biologin Vera Holland erforscht, ob fremde Baumarten unsere heimischen ersetzen könnten.
Hitze, Dürre, Überflutungen: Der Klimawandel macht unseren Wäldern schon jetzt sehr zu schaffen, vor allem Stadtwäldern. Und es wird schlimmer werden.
Die heimische Stileiche etwa könnte künftig aus vielen Wäldern hierzulande verschwinden – mit weitreichenden Folgen für das Ökosystem Wald. Und damit auch für uns.
"Wir wissen, dass wir etwa bei einem Grad Temperaturerhöhung eine Verschiebung der ökologischen Zonen bekommen von 160 Kilometern. Wir werden Flächen bekommen, die zu trocken sind für unsere einheimischen Bäume."
Wäre diese Eichenart zum Beispiel ersetzbar durch andere Arten, die aus südlicheren Gefilden stammen? Das will die Frankfurter Biologin Vera Holland herausfinden. Und sie hat geeignete Kandidaten entdeckt.
Mediterrane Eichen als Ersatz für heimische Arten
Zum Beispiel die Flaumeiche (im Banner-Bild oben rechts). Die Wissenschaftlerin berichtet in ihrem Vortrag von Versuchen, in denen getestet wird, ob diese oder andere Arten hier trotz der kalten Winter überleben und genauso gut Nahrung und Schutz für heimische Tierarten bieten wie ihre deutschen Verwandten.
"Unsere einheimische Stileiche ist einer der insektenreichsten Bäume, die wir im Wald haben, also ein Biotop für sich im Grunde. Können die neuen Pflanzen als Nahrungsquelle, als Lebensraum dienen?"
Geeignete Kandidaten zu finden, würde allerdings nur einen Teil des Problems lösen. Eine weitere wichtige Frage ist, wie diese denn zu uns kämen. Die Forschenden untersuchen deshalb auch, ob diese Bäume sich mit den wandelnden Bedingungen allmählich selbst hier ansiedeln oder doch ein wenig Migrations-Nachhilfe bräuchten.
"Bis diese Eichen zu uns migriert wären, vergehen etwa 1500 Jahre. Der Klimawandel scheint deutlich schneller zu sein als unsere Bäume."
Schließlich müssen die Wissenschaftler*innen nicht zuletzt klären, welche Risiken damit verbunden sein könnten, neue Arten anzusiedeln. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass vom Menschen guten Gewissens eingeschleppte Pflanzen- oder Tierarten hiesige Ökosysteme bedrohen.
Modellpflanzungen in Frankfurt
All das hat Vera Holland im Rahmen eines Modellprojekts untersucht, das bereits 2011 gestartet und im September 2022 abgeschlossen wurde. Darin werden mediterrane Eichenarten darauf getestet, ob sie in Zukunft als Alternative an trockenen Standorten Mitteleuropas dienen könnten. In ihrem Vortrag stellt Vera Holland ihre vielversprechenden Ergebnisse vor.
Vera Holland arbeitet als Postdoc am Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Ihren Vortrag mit dem Titel "Wald der Zukunft mit neuen Baumarten" hat sie am 28. September 2022 im Rahmen des Jubiläumsprogramms zum 650-jährigen Bestehen des Frankfurter Stadtwaldes gehalten. Dazu eingeladen hatten der Stadtforst Frankfurt gemeinsam mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.