Wahlkampf und RedenMit Worten kämpfen: Sprache als Machtinstrument
Hope, Change, Yes We Can: Mit diesen Worten ist Barack Obama US-Präsident geworden. Ihre Auswahl ist alles andere als banal, sagt Wahlkampfstratege Frank Stauss. Im Wahlkampf sind Worte entscheidend, weil sie zu Botschaften und Versprechen werden.
Wahlkampfstratege Frank Stauss liebt Wahlkämpfe. Die monatelange Anspannung, das Abwägen und Setzen von Themen und Worten − und dann, am Wahltag, ist mit dem Schließen der Wahllokale am Abend alles vorbei. Wenn die Stimmen ausgezählt sind, weiß Frank Stauss wie gut er seinen Job gemacht hat.
Der Wahlkampfstratege hat Politikwissenschaft studiert und 1992 in den USA als Praktikant im Stab von Al Gore mitgearbeitet, als dieser für die Präsidentschaft kandidierte. Mit Al Gore wechselte er dann in das Wahlkampfteam von Bill Clinton.
"Moderne Wahlkämpfe wurden und werden in den USA geprägt. Weil die USA auch maßgeblich unser heutiges Marketing, die Werbung, Public Relations und natürlich die Medienkultur überhaupt prägen."
Vermutlich war diese Erfahrung der entscheidende Ritterschlag, um im Anschluss – zurück in Deutschland – an Wahlkämpfen mitzuarbeiten. Stauss hat Dutzende von Kampagnen bestritten, die allermeisten davon für Politikerinnen und Politiker der SPD. Worte − und die Werte, für die sie stehen − nimmt er ernst. Sprache kann starke Bilder liefern und Emotionen wecken, sagt er. Er versteht Sprache als Machtinstrument.
Macht, Manipulation und Unterdrückung durch Sprache
In seinem Vortrag erläutert er einige dieser Bilder und sprachlichen Strategien von Abraham Lincoln bis zu den (US-)Wahlkämpfen der Gegenwart. Welche Bedrohungsszenarien, welche Versprechen einer positiven Zukunft helfen oder behindern Politikerinnen und Politiker im Wahlkampf? Wie können die Bilder der politischen Konkurrenz abgewendet werden?
"Dieses starke Framing fußt maßgeblich auf Angst. Es geht um Schutz, es geht um das Bewahren. Darin wird alles eingebettet, was Gefühle von Bedrohung durch Veränderung auslöst."
Wahlkampf gipfelt laut Stauss in zwei Strategien: Hoffnung oder Angst. Wie diese seit mehr als 160 Jahren geweckt und bebildert werden, illustriert er mit zahlreichen Ausschnitten aus (Wahlkampf-)Reden.
Frank Stauss ist Politikberater. Seinen Vortrag mit dem Titel "'Yes we can make America great again!' Sprache und ihre Macht in der politischen Kommunikation" hat er am 5. März 2020 an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder gehalten.