Wahlkampf in den USAPräsident Trump ohne politischen Trumpf
Joe Biden führt die Umfragen in den USA an. Eigentlich haben er und seine Demokraten nun leichtes Spiel, findet die Politologin Cathryn Clüver-Ashbrook und erklärt warum.
Mit Joe Bidens Rede ist der Parteitag der Demokratischen Partei in den USA am 20.08.2020 zu Ende gegangen. Wir haben zuvor mit Cathryn Clüver-Ashbrook über die Argumente im Wahlkampf in den USA gesprochen. Sie lehrt Politische Wissenschaft an der Harvard Kennedy School. Donald Trump mache es den Demokraten leicht, sagt sie.
"Die Demokraten arbeiten sich an Donald Trump mit ihrem Parteiprogramm ab."
Donald Trump habe das Land in bisher unbekanntem Ausmaß gespalten. Nun könnten sich die Demokraten spielend durch politische Inhalte von den Republikanern abgrenzen. Konkret nennt sie die Themen erneuerbare Energien, ökonomischer Wandel, Gesundheitspolitik, Frauenrechte und Kinderversorgung.
Trump hat kein Ass mehr
Donald Trump und seine Partei versuchten nun mit taktischen Aktionen die Wahlen im November zu delegitimieren, etwa mit Aussagen, die die Leistungsfähigkeit des amerikanischen Postsystems anzweifeln. Einen politischen Trumpf habe der republikanische Präsident aber wohl nicht mehr im Ärmel. Cathryn Clüver-Ashbrook sagt: "Es wird schwierig, ein Ass zu finden."
Cathryn Clüver-Ashbrook weist darauf hin, dass die aufwendige Arbeit an einem Programm in diesem Wahlkampf bei den US-Demokraten wegfällt. Das Wahlprogramm, Party Platform, stand bereits vor dem virtuell abgehaltenen Parteitag festg. Zu konkreteren politischen Aufgaben hat sich die Partei mit ihren Issues positioniert.
Republikaner als Trump-Partei
Die US-Demokraten bemühten sich im Wahlkamp nun besonders um Menschen, die bei den letzten Präsidentschaftswahlen ihre Stimme nicht abgegeben haben. Für Trump-Kritiker oder Trump-Skeptiker sei innerhalb der Republican Party wenig Platz. Die Politologin sagt: "Die Republikanische Partei ist über die letzten dreieinhalb Jahre wirklich zur Trump-Partei mutiert."
"Es geht jetzt darum, moderaten Republikanern oder Wählern der Mitte zu sagen: Donald Trump ist nicht mehr tragbar."
Joe Biden liegt in Wahlumfragen in den USA mit einem recht sicheren Abstand vor Amtsinhaber Donald Trump (Stand 21.08.2020). Cathryn Clüver-Ashbrook sieht keinen Grund, diesen aktuellen Wahlumfragen zu misstrauen.
"Innenpolitisch sehen wir ein Land, das wegen der Corona-Krise und der dazugehörigen Wirtschaftsprobleme brachliegt, da wird kaum noch was zu drehen sein."