Von La Gomera nach AntiguaVier Hamburgerinnen rudern 42 Tage lang über den Atlantik
Rund 3.000 Seemeilen – ungefähr 5.500 Kilometer – trennen die kanarische Insel La Gomera von der Karibikinsel Antigua. 42 Tage lang sind vier Hamburgerinnen auf dem Atlantik gerudert, um diese Strecke zu überqueren.
Die "Talisker Whisky Atlantic Challenge" gilt als eines der härtesten Ruderrennen der Welt. Die Hamburgerinnen Catharina Streit, Meike Ramuschkat, Stefanie Kluge und Timna Bicker sind am 12. Dezember 2019 als eins von 35 Ruderteams in ihrem Ruderboot "Doris" in See gestochen. 42 Tage und Nächte lang sind die Frauen durchgerudert, um als schnellstes Frauen-Viererteam ins Ziel einzufahren.
Auf der Website RowHHome haben die Ruderinnen ihre Erlebnisse festgehalten. Im Sommer 2020 kommt ein Film über das Ruderabenteuer der Hamburgerinnen in die Kinos.
"Das Schlimmste daran war, dass ich damit nicht gerechnet habe. Ich bin davor, also im Training eigentlich nie richtig seekrank geworden."
Für Timna Bicker war die Seekrankheit sicherlich das Schlimmste an dem Ruderennen über 5.500 Kilometer. Acht Stunden nachdem die Frauen los gerundert sind, wurde Timna seekrank. 48 Stunden lang konnte sie sich so gut wie gar nicht bewegen, ohne dass sie sich übergeben musste. Die Ruderin kann sich an keine Magen-Darm-Grippe erinnern, die so heftig gewesen ist, wie ihre Seekrankheit an Bord des kleinen Ruderboots.
"Ich konnte nicht mal den Kopf heben, ohne mich zu übergeben. Also lag ich wirklich flach auf dem Boden des Boots, so gut es eben ging."
Am Ende nutzte sie die Infusion, die an Bord war, um die Flüssigkeit, die sie verloren hatte, wieder auszugleichen. Timnas Teamkollegin Catharina Streit war am Anfang des Ruderrennens auch kurz seekrank, hatte durch das andauernde Sitzen dann später eher mit einem wunden Po zu kämpfen, als mit Übelkeit.
24 Stunden täglich gerudert
Die vier Frauen haben sich beim Rudern abgewechselt. Während des Tages und der Nacht musste jede von ihnen im Zweierteam jeweils alle drei Schichten übernehmen, die jeweils rund zwei Stunden gedauert haben.
Besonders nachts ist es jeweils den zwei Ruderinnen, die gerade Schicht hatten, dabei oft schwergefallen, nicht einzuschlafen. Denn rund um das Boot herum, war es stockdunkel.
Das hat zwar das Wachbleiben erschwert, dem Viererteam dafür aber Nacht für Nacht einen unvergesslichen Blick auf den funkelnden Sternenhimmel beschert, der aufgrund der Dunkelheit, die auf dem Meer herrscht, besonders gut zu sehen war.
"Wir sind, glaube ich, sowohl körperlich wie auch seelisch super da durchgerutscht. Das kann man nicht anders sagen."
Zusammen mit der Sportpsychologin Anett Szigeti hatten sich die Ruderinnen auf den körperlich anstregenden Ruder-Wettbewerb vorbereitet. In kleinen Rollenspielen hatten sie schwierige Situationen durchgespielt und sogenannte Teamsitzungen abgehalten. Beim Wettrennen an Bord reichten dann auch zwei Teamsitzungen aus, um die 42 Tage auf dem Atlantik zu überstehen.
"Es war schon auf die Grundbedürfnisse heruntergebrochen: essen, schlafen, rudern und Boot putzen."
Als Verpflegung hatten die Frauen Proviant für 60 Tage dabei. Neben hochkalorischen Shakes, die rund 1.000 Kilokalorien enthalten, hatten sie gefriergetrocknete Nahrung dabei, die sie mit warmem oder kaltem Wasser anrühren konnten.
Am meisten freuten sich die Frauen an Bord über die kleinen Snack-Pakete, die sie dabei hatten. Sollten sie noch mal an einem Ruderrennen teilnehmen, wollen sie lieber mehr salzige als süße Knabbereien mitnehmen. Obwohl sie am Ende ihre gesamte Verpflegung aufgebraucht hatten, hatten alle vier Ruderinnen aufgrund der körperlichen Anstrengungen mehrere Kilo Körpergewicht abgenommen. Ein paar Tage Erholung in der Karibik haben dann dafür gesorgt, dass die Frauen schnell wieder zu Kräften gekommen sind.