PsychologieUngewohnte Zeiten dank Corona: Wenn es geht, flexibel sein
Corona hat uns in einigen Lebensbereichen die Sicherheit genommen. Eine Psychologin empfiehlt, es mit Flexibilität zu versuchen und damit, einen gewissen Kontrollverlust zu akzeptieren.
Grundsätzlich ist Flexibilität eine gute Sache und für den Menschen eigentlich auch typisch, sagt die Psychologin Nora-Corina Jacob von der Universität der Bundeswehr München: "In der Evolution hat der Mensch sich immer kreativ den Bedingungen angepasst und konnte so auch überleben." Auch jetzt, in Corona-Zeiten, würden wir uns dauernd anpassen, auf neue Regeln reagieren, uns im Homeoffice einrichten und Wege finden, uns mit Freunden zu treffen.
Viele von uns gehen so kreativ mit Corona um. Und für die Psychologin ist genau das der richtige Weg.
"In der Evolution hat der Mensch sich immer kreativ den Bedingungen angepasst und konnte so auch überleben."
Aber nicht alle Menschen sind gleich flexibel. "Flexibilität hängt mit einem Persönlichkeitsmerkmal zusammen", sagt Nora-Corina Jacob, "nämlich mit unserer Offenheit gegenüber Veränderung und Neuem". Diese Offenheit sei bei jedem Menschen anders ausgeprägt, manche sind eben spontan, andere sind lieber gut durchgeplant.
Haltet eure Pläne kleiner
Planen sei immer noch möglich. "Vielleicht muss man den Zeitraum, den man plant, ein bisschen runter brechen", sagt die Psychologin. Also: Nicht mehr das ganze Jahr durchplanen, sondern vielleicht einen absehbaren Zeitraum von einer Woche. "Diese Woche kann man kontrollieren und steuern und dann fühlen wir uns auch selbst wirksam." Das bedeutet: Ich selbst habe die Fähigkeit, eine bestimmte Handlung durchzuführen.
Jetzt schon Weihnachten durchzuplanen sei hingegen eher kniffelig. Das Planen sollte ins Kleine gehen. Und dabei sollten wir, wenn trotzdem etwas schief geht, immer wieder reflektieren: Was kann ich eigentlich daraus lernen?
"Wir müssen uns eingestehen, dass wir momentan alle Stress haben."
Aber auch, wenn wir flexibel sind und spontane Pläne machen: Es bleibt eine Unsicherheit, und irgendwie ist Corona dann doch immer Thema. Nora-Corina Jacob: "Durch die ungewohnte Situation haben wir alle ein gesteigertes Angstgefühl."
Die Vier-A-Strategie gegen Stress
Wer akut Stress hat: Es gibt die sogenannte Vier-A-Strategie vom Stressforscher Gert Kaluza für Notfälle. In einer akuten Stresssituation sollten wir so handeln:
- Annehmen und akzeptieren: Das ist jetzt so, ich kann es nicht ändern
- Abkühlen: Ohne kühlen Kopf gibt es keine guten Entscheidungen
- Analysieren: Was kann ich eigentlich tun, welche Lösungen habe ich noch nicht bedacht, wie handeln Freunde?
- Aktion oder Ablenkung: Entweder reagiere ich oder ich lenke mich ab und mache einfach was anderes.
Abschließend, nachdem die Stresssituation durchgestanden ist, könne man sich auch immer fragen: "Was habe ich für eine positive Erfahrung gemacht, dadurch, dass etwas nicht funktioniert hat?"