SpanienViele Badetote im Mittelmeer

Veränderte Strömungen und die Suche nach touristischer Einsamkeit sind es, die das Baden in Spanien 2023 so gefährlich machen. Der Hotspot der tödlichen Badeunfälle ist das Mittelmeer – nicht der Atlantik.

In Spanien sind 2023 bisher bei Badeunfällen rund 260 Menschen ums Leben gekommen (Stand August). Bei den tödlichen Badeunfällen kommen mehrere Probleme zusammen, erklärt die Journalistin Julia Macher. Sie nennt die folgenden drei Faktoren:

  • Unwissen über die Bedeutung der gelben Flagge am Strand
  • geänderte Strömungsverhältnisse an Flüssen, Küsten und Seen wegen der Hitzewelle
  • ein verändertes Mobilitätsverhalten der Badewilligen

Tatsächlich gebietet die gelbe Fahne, dass Schwimmende nur in Sichtweite des Rettungspersonals und bis zur Hüfte ins Wasser gehen sollen. Schwimmtiere dürfen nicht mit ins Wasser. Sie wiegen Nutzende in falscher Sicherheit und das sei gerade bei Wellengang fatal, erklärt Julia Macher.

Gefährliche Gummitiere

Das vermeintlich so sichere Tierchen kippt oder treibt ab, und die schwimmende Person sieht sich plötzlich auf die eigene Schwimmfähigkeit zurückgeworfen.

"Die meisten tödlichen Badeunfälle in diesem Jahr, gab es nicht am Atlantik, sondern am Mittelmeer."
Julia Macher, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin, berichtet aus Spanien

Durch die starke Erwärmung der Mittelmeerregion verändern sich ausgerechnet in einem Küstenbereich, der bislang als Planschbecken bezeichnet wird, vielerorts die Strömungsverhältnisse. "In Almeria wurde neulich in drei Metern Tiefe eine Wassertemperatur von 28,1 Grad gemessen. Historischer Rekord", sagt Julia Macher. Almeria liegt am östlichsten Zipfel Spaniens am Mittelmeer.

Mittelmeer mit Risiken

2023 haben sich bislang die meisten tödlichen Badeunfälle in Spanien an der Mittelmeerküste – und nicht an der als gefährlicher geltenden Atlantikküste – ereignet, erklärt die Journalistin.

"Wenn Wasser und Luft wärmer werden, verändern sich auch die Strömungen. Und zwar so sehr, dass auch Ortskundige sich neu orientieren müssen."
Julia Macher, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin, berichtet aus Spanien

Rund 70 Prozent der Badeunfälle in Spanien ereignen sich an unbewachten Badeorten, dort wo es keinen Rettungsdienst gibt und keine Fahnen wehen. Insgesamt ist die Küste des Landes rund 8.000 Kilometer lang. Nur ein geringer Teil wird überwacht. Hinzu kommt: Das geänderte Mobilitätsverhalten der Badewilligen führe sie an möglichst einsame Wasserstellen, berichtet Julia Macher.

Auch der Wunsch nach einer Pose vor einer einsamen, landschaftlichen Idylle für Instagram sorge offenbar für diese weitere Streuung – auch ins Landesinnere hinein. Darüber sollten die Risiken an unbewachten Badestellen nicht in Vergessenheit geraten, findet Julia Macher und sagt: "Der tollste Spot kann nicht so toll sein, um wirklich dann im schlimmsten Fall sein Leben zu riskieren."