VerunsichertWenn unsere neue Beziehung zu gut läuft
Endlich in einer Partnerschaft, die sich gut anfühlt – aber wir schaffen es nicht ganz, unser Glück zu fassen. So ging es Alicia. Nach einer toxischen Beziehung musste sie lernen, sich auf ihren neuen Partner einzulassen. Und Diplom-Psychologe und Paar- und Sexualtherapeut Umut Özdemir erklärt, wie wir wieder vertrauen lernen.
"Anstrengend, das trifft es ganz gut", beschreibt Alicia ihre alte Beziehung. Über ein Jahr lang war sie mit ihrem Exfreund zusammen. Er habe sie beleidigt, manchmal mit Sachen um sich geworfen. Es sei ein ständiges Auf und Ab gewesen. Irgendwann hat sie es geschafft, sich von ihrem Partner zu trennen und ist aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen.
Jetzt hat Alicia wieder einen neuen Freund. Einer, der erst einmal nur ihr Kumpel war und dem sie langsam nähergekommen ist. "Das war leicht, wirklich leicht", sagt sie. Aber da sei nicht der große Knall am Anfang gewesen, der Cocktail aus Hormonen, den das Verliebtsein mit sich bringt. Die Liebe zu ihrem heutigen Freund sei vielmehr Stück für Stück gekommen.
"Durch unsere Freundschaft habe ich immer mehr gesehen, was er für ein toller Mensch ist."
Alicia ist heute glücklich in ihrer neuen Beziehung, trotzdem prägen sie die Erfahrungen aus ihrer alten Beziehung: Sie habe Probleme zu vertrauen, sagt sie. "Da hat es mein jetziger Freund nicht leicht, mein Vertrauen zu gewinnen". Aber Alicia hat gelernt, ihre Ängste in Worte auszudrücken und kann mit ihrem Freund darüber sprechen.
"Man muss manchmal erst positive Erfahrungen sammeln, die die negativen überdecken."
Wer verletzt wurde, will sein Herz oft vor weiteren Verletzungen schützen
"Wenn wir aus nicht-funktionalen, ungesunden Beziehungen kommen, dann sind wir quasi darauf getrimmt, dass Dinge schieflaufen sollen", sagt Diplom-Psychologe und Paar- und Sexualtherapeut Umut Özdemir. Das gelte für Beziehungen im Sinne von Partnerschaften aber auch das Elternhaus, aus dem wir kommen. Wir trauen dem Braten also nicht und warten geradezu darauf, verletzt zu werden.
"Wenn die Verletzungen und wie man behandelt wurde, tief sitzen, dann ist das sehr wahrscheinlich, dass sich das Unangenehme eingebrannt hat in unser Hirn."
Im schlimmsten Fall verliert man so das Vertrauen in die oder den Partner*in, weil man sich und sein Herz schützen möchte. Das kann auch schmerzlich für diese Partner*innen sein. Es kann helfen, wenn diese Partner*innen sich dann verdeutlichen, dass es nicht um sie geht, sondern die andere Person sich grundsätzlich schützen will, sagt Umut Özdemir. Den Betroffenen rät er, fürsorglicher mit sich selbst umzugehen. Aber das dauere und sei ein Prozess.
Was der Psychologe und Paatherapeut Umut Özdemir Betroffenen sonst noch rät und wie Alicia heute auf ihre Beziehung blickt, hört ihr in dieser Folge der Ab 21.