Verkehrsökologe"Wir müssen einen Teil des Platzes dem Radverkehr zuordnen"
Mehr Radverkehr ist das, was aktuelle Verkehrsplanung oft erreichen möchte, erklärt Verkehrsökologe Jochen Eckart. Doch der Umverteilungsprozess ist manchmal schwierig bis zäh.
Wie das Fahrradfahren in den Städten attraktiver werden kann, ist recht zuverlässig untersucht, sagt Jochen Eckert. Er ist Verkehrsökologe und lehrt an der Hochschule Karlsruhe. Haben die Menschen mehr gute Möglichkeiten, das Rad zu nutzen, gehe der Anteil der Autonutzung zugunsten des Fahrrads zurück.
"Platz ist eine knappe Ressource in der Stadt."
Dafür brauche es einen integrierten Ansatz bei der Planung, der eine Verbesserung der Radinfrastruktur mit dem Pflegen einer Kultur des Radfahrens kombiniere. Da der Platz in den Städten begrenzt sei, gehe es nicht ohne eine Umverteilung.
Bei der Infrastruktur angefangen bedeutet das für ihn:
- ein gutes, verbundenes Radwegenetz
- Radabstellanlagen
- Bike-Sharing
- langsameren Autoverkehr für ein höheres Sicherheitsgefühl der Radfahrenden
"Wir wissen relativ zuverlässig, was wir machen müssten, damit mehr Leute das Fahrrad nutzen. Das ist kein Hexenwerk."
Städte, in denen ein Großteil der Wege innerhalb eines Fünf-Kilometer-Radius liege, seien im Vorteil. Die typische Fahrraddistanz im Alltag läge zwischen fünf und zehn Kilometern, so Jochen Eckart.
Dank E-Bikes sei inzwischen das Gelände in den Städten kein großes Hindernis mehr. "Da ist der Pedelec ein echter Gamechanger, weil der Hügel und auch richtige Berge einfach weniger spüren lässt", davon ist Jochen Eckart überzeugt.
Zähe Aushandlungsprozesse
Doch es gebe gesellschaftliche Hindernisse auf dem Weg zur Platzumverteilung hin zum Rad. Dazu gehören zum Beispiel überzeugte Autofahrerinnen und Autofahrer und ihr Gefühl von einem Recht auf einen bestimmten Teil der Straße.
"Da sind die Kolleginnen und Kollegen aus der Stadtverwaltung wirklich nicht zu beneiden. Da geht es hoch her bei diesen Diskussionen."
Diskussionen mit den Menschen vor Ort gehören mit dazu, sagt Jochen Eckart. Das sei oft ein sehr zäher Prozess und die Verwaltungen in den Städten müssten dabei einiges aushalten. Doch wenn die neue Platzverteilung einmal etabliert sei, sähen mit der Zeit selbst diejenigen den Vorteil der Maßnahmen, die zuvor dagegen waren.