VerhütungEndstation Samenleiter
Darauf warten wir schon lange: eine funktionierende Verhütungsmethode für Männer, jenseits des Kondoms. Von der Pille für den Mann wird schon seit Jahren gesprochen. Es scheint aber eine andere, vielversprechendere Methode zu geben, die schon in der Pipeline steckt. Die Rede ist vom Vasalgel - einem elastischen Polymer-Gel, das in die Samenleiter gespritzt wird.
Bisher wurde das Vasalgel an Tieren getestet - erst an Pavianen und gerade sehr erfolgreich an einem Dutzend Kaninchen. Klinische Tests mit Männern sind in der Planung. Hinter dem Projekt steht allerdings kein großes Pharmaunternehmen, sondern die US-amerikanische Non-profit-Organisation Parsemus Foundation, die sich dafür einsetzt, günstige Medikamente zu entwickeln. Auch viele Männer haben Geld gespendet, um die Forschung voranzutreiben.
"Das Vasalgel wird im Rahmen einer kleinen Operation unter Narkose direkt unter die Haut gespritzt. Du hast dann also einen kleinen Gelpropfen im Samenleiter."
Wasser kann diesen Gelpfropfen passieren. Die Spermien selbst sind aber zu groß. Und somit ist die Samenflüssigkeit beim Orgasmus spermienfrei. Schwangerschaft ausgeschlossen.
Crowdfunding für Männerverhütung
Für die Pharmaindustrie scheint diese Verhütungsmethode einfach nicht lukrativ genug, darum springe sie nicht auf das Projekt auf, sagt DRadio-Wissen-Reporterin Verena von Keitz: "Mit so einer Methode, die einmal gespritzt wird und dann jahrelang funktioniert, kannst du kein Geld machen."
"Die Finanzierung läuft über Crowdfunding und Spenden. Und da dauert es eben viel länger, so große Summen zusammenzukriegen, die du für Studien brauchst."
Reversibel ist das Ganze aber trotzdem: Um das Gel aufzulösen, soll eine Spritze mit einer Art Lösungsmittel helfen. "Bei den Kaninchen hat das funktioniert. Nach dieser Lösungsmittelspritze waren im Sperma der Kaninchen wieder normale Konzentrationen an Spermien zu finden", sagt Verena von Keitz.
Es wird noch ein paar Jahre dauern
Die Sprecherin der Parsemus Foundation sagt, man wolle Ende 2016 mit klinischen Tests beginnen und hofft, dass die Methode ab 2018 verfügbar sei. Doch ob der Zeitplan so eingehalten werden kann, bleibt abzuwarten.
Fakt ist jedenfalls, dass um die 20.000 Männer und Frauen bei Parsemus registriert sind, die darauf warten, dass es klinische Tests an Menschen gibt. Ein Plus der Methode: Sie setzt nicht auf Hormone, ist also keine "Pille für den Mann" und hat somit vermutlich weniger Nebenwirkungen.
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