SicherheitstechnikBerliner Südkreuz: Überwachungstests von Verhalten
Bahn und Bundespolizei testen automatisierte Überwachungstechnik – diesmal geht es um sichtlich auffälliges Verhalten. Erstmal sind nur Schauspieler in der Hauptrolle.
Die Tests mit der neuesten Sicherheitstechnik an dem Berliner Bahnhof Südkreuz gehen weiter. Zunächst sind dort Kameras in Kombination mit Gesichtserkennungssoftware getestet worden – nach Einschätzung des Chaos Computer Clubs mit sehr zweifelhaftem Erfolg. Nun testen Bundespolizei und Bahn ein System, dass das Verhalten der Menschen in dem Bahnhof in "unauffällig" oder "auffällig" kategorisiert.
Verhaltensanalyse per Software
Die Videosoftware analysiert das Verhalten und die Bewegung von Menschen. Das Ziel ist festzustellen, ob im Bahnhof etwas passiert, das die Sicherheit oder auch den Betriebsablauf stören könnte. Eigens dafür engagierte Darsteller spielen den Videokameras bestimmte festgelegte Situationen vor. Der Probelauf des Systems soll bis etwa zum Jahresende 2019 laufen. Insgesamt sind rund 1600 Szenen geplant. Diese Ereignisse soll die Software dann möglichst zuverlässig identifizieren und melden.
Zum Beispiel:
- Liegt jemand auf dem Boden?
- Läuft jemand im Bereich der Gleise?
- Wo sind gerade besonders viele Menschen an einem Ort?
Menge an Videofeeds nicht mehr zu bewältigen
Der Test läuft an wöchentlich zwei Tagen in bestimmten Bereichen des Bahnhofs, die blau markiert sind: Dienstags von 12 bis 20 Uhr und mittwochs von 8 bis 16 Uhr. Die Deutschen Bahn argumentiert folgendermaßen für die Verhaltensüberachung: Die Vielzahl von Videofeeds, die an Bahnhöfen laufen, lasse sich von Mitarbeitern allein nicht ausreichend auswerten.
"Die Deutsche Bahn betreibt aktuell bundesweit 35 Leitstellen in denen die Videobilder von insgesamt 1100 Bahnhöfen auflaufen, 7400 Kameras hängen in diesen Bahnhöfen und liefern die Bilder dahin, die kann man alle gar nicht überwachen."
Die schiere Zahl der Feeds sei auch wegen der natürlichen Grenzen der Konzentrationsfähigkeit der Bahnmitarbeiter nicht zu bewältigen. Diese sollten durch eine Software den Hinweis bekommen, wenn eine definierte Situation ein Eingreifen erfordert.
Ohne Speicherung, ohne Datenabgleich
Holger Bajora weist darauf hin, dass das Verfahren, das nun getestet wird, Daten bisher nur live auswerte, nicht aber speichere. Die Überwachungsmethode gehe also in diesem Testmodus verhältnismäßig sparsam mit Daten um.
"Es findet keinerlei Datenspeicherung statt, es werden keinerlei Daten abgeglichen, und es werden auch keinerlei persönliche Daten erhoben gespeichert oder weiterverarbeitet"