Gemeinsame EntscheidungenGruppen wollen überzeugt werden
Abends mit den Freunden treffen und dann was essen gehen – aber was? Entscheidungen in der Gruppe sind oft schwierig. Deutschlandfunk-Nova-Reporter Christian Schmitt erklärt, wie wir es in solchen Situationen schaffen, unsere Freunde zu überzeugen.
Entscheidungen fallen uns manchmal schwer – besonders in Gruppen. Ein prominentes Beispiel sind die Abstimmungen des britischen Unterhauses zum Brexit. Zum Beispiel die am 27. März 2019: Acht neue Vorschläge, achtmal keine Mehrheit. Niemand konnte die anderen von seinem Vorschlag überzeugen. Damit das im Alltag besser läuft, ist es wichtig, dass eine Person die Initiative ergreift und Vorschläge macht. Wenn sie es geschickt anstellt, ist die Chance groß, dass die anderen folgen.
Viele Menschen wollen gar keine Anführer sein
Denn viele Menschen wollen gar keine Anführer sein und sind froh darüber, wenn jemand übernimmt, sagt der Psychologe und Buchautor Wolfgang Krüger. Laut ihm sind 95 Prozent der Menschen Mitmacher - Sie warten ab, was passiert. Die restlichen 5 Prozent, das sind die bestimmenden und kreativen Personen, die meistens Gruppen anführen und neue Projekte vorschlagen.
"In vielen Gruppen sind die, die die Initiative haben, durchaus willkommen."
Manche Menschen entscheiden auch von Situation zu Situation, ob sie in der Gruppe aktiv werden wollen. Aber Anführer zu sein ist anstrengend – und deswegen laufen 95 Prozent der Gruppe eben lieber mit, statt selbst zu entscheiden. Denn es kann durchaus sein, dass die Vorschläge der Person, die Initiative zeigt, auch abgelehnt werden. Und das ist für manche hart, sagt Wolfgang Krüger.
"Man muss es eben auch aushalten, dass eine Gruppe den Vorschlag nicht so richtig aufnimmt."
Wer überzeugen will, muss für seinen Vorschlag werben
Damit zum Beispiel unser Vorschlag beim Filmabend mit der Clique gewinnt, rät Wolfgang Krüger zu Emotionalität: die anderen persönlich ansprechen, anreden und anschauen, um sie zu begeistern. Gelingt das, sollten wir uns danach erst einmal zurückziehen, um den anderen Raum zu geben und nicht zu dominant zu werden.
"Wenn die anderen Feuer gefangen haben, dann müssen Sie sich mitunter sogar zurückziehen. Und zwar so sehr, dass die anderen die Chance haben, das aufzugreifen, das zu ihrer Sache zu machen."
Es ist also wichtig: Einfach nur dominant zu sein, kommt meistens gar nicht gut an. Das habe vielleicht noch in den autoritären Fünfzigern geklappt, sagt Wolfgang Krüger. Aber heute sei das anders: Gruppen wollen überzeugt werden. Einfach nur bestimmen funktioniert nicht.
"Wenn einer einfach so tut: Ich bin hier der Chef! Das klappt meistens nicht. Sondern die Gruppen wollen überzeugt werden."