Keine Angst vorm VerlierenDas späte Glück der Loser
Wir kennen die Typen, die vom Erfolg getragen, immer an der Spitze stehen. Das muss uns nicht fertig machen. Auch ewige Verlierer können am Ende gewinnen: Verlierertypen sind bei Kärpfling-Weibchen sogar beliebt.
David Bierbach hat sich das Leben der Atlantik-Kärpflinge und später auch der Amazonen-Kärpflinge näher angesehen. Die jungen Kärpflinge kämpfen untereinander um die Rangordnung. Dabei hat der Biologe vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin festgestellt, dass die jungen Rivalen sich in drei Gruppen aufteilen lassen:
- die großen Brocken, die immer gewinnen,
- die Mittleren, die mal gewinnen und mal verlieren
- die Schmächtigen, die immer verlieren, die ewigen Loser
Die jungen Gewinnertypen bleiben auch im Erwachsenenalter erfolgreich. Logisch wäre, wenn die Mittleren auch in der Hierarchie später die mittlere Position eingenommen hätten. Aber ganz im Gegenteil: Sie landen am unteren Ende der Hierarchie. Die ewigen Verlieren haben später eine mittlere Position eingenommen.
"Wer immer verliert, der ist vorsichtiger und schaut ganz genau, wann sich seine Chance für das Gewinnen ergibt."
Bei dem Dominanzverhalten geht es natürlich auch darum, wer die Weibchen abbekommt. Die Kärpflings-Weibchen entscheiden sich nicht für den Sieger, sondern für den Verlierer des Zweikampfes - weil die nicht so sexuell aufgedreht sind wie die Siegertypen.
Gewinnerkärpflinge sind nach dem Kampf sexuell aktiver durch die erhöhte Ausschüttung von Sexualhormonen. Das finden die Weibchen gar nicht gut: Zum einen haben sie durch die gesteigerte Paarungsrate zu wenig Zeit zum Fressen, zum anderen kommt es dadurch häufiger zu Verletzungen ihres Genitaltraktes. Daher entscheiden sie sich lieber für die soften Verlierer.
Berühmte Loser
Lassen sich die Beobachtungen unter den Kärpflingen auch auf uns Menschen übertragen? Ein paar Beispiele: Beethoven war mit der Geige so ungeschickt, dass ihn sein Lehrer für einen hoffnungslosen Fall hielt; Winston Churchill verlor fast jede Wahl bevor er einer der größte Politiker Großbritanniens wurde; Walt Disney wurde wegen Ideenlosigkeit bei einer Zeitung rausgeschmissen, ging mehrfach pleite, dann erfand er Micky Maus und wurde reich.
"Verlieren ist dann ein Problem, wenn ich mich von dieser Enttäuschung nicht mehr lösen kann und keine neuen Ziele und keine Kraft mehr entwickeln kann."
Für Sportler ist die Bewältigung von Niederlagen ein gutes Training: Sie stellen sich mental auf einen starken Gegner ein, indem das Ziel nicht das Gewinnen ist, sondern beispielsweise ein besonders gutes Spiel zu machen, ruhig zu bleiben und die eigenen Stärken zu zeigen, erklärt Sportpsychologe Tom Kossak.
Mehr über die Forschungsergebnisse David Bierbachs:
- Der Verlierer hat Glück bei den Frauen | Pressemitteilung der Goethe Universität Frankfurt zu David Bierbachs Forschungsergebnissen
- Lieber immer verlieren als manchmal gewinnen | Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei