Scharia in KatarVergewaltigung gibt es nicht
Eine 22-jährige Niederländerin wurde nach eigener Aussage im Urlaub in Katar vergewaltigt. Als sie die Vergewaltigung bei der Polizei anzeigen will, wird sie selbst verhaftet. In dem Golfstaat gilt die Scharia und nach der gilt: Kein Sex vor der Ehe - ob einvernehmlich oder nicht, spielt dabei keine Rolle.
Die 22-jährige war im Urlaub in Katar, dort war sie im Hotel bei einer Party, hat getanzt und Alkohol getrunken. Laut ihrem Anwalt erinnere sie sich zuletzt daran, dass sie bei einem Mann ins Auto gestiegen sei. Irgendwann sei sie in einer Wohnung aufgewacht, die sie nicht kannte - mit zerrissenen Kleidern. "Irgendwann wurde ihr klar: 'Ich bin vergewaltigt worden'", erzählt unsere Korrespondentin Sabine Rossi. Laura ging zur Polizei und wollte die Tat anzeigen.
Bei der Polizei wird Laura selbst festgehalten. Der Vorwurf: außerehelicher Sex. Sabine Rossi erzählt, auch der mutmaßliche Täter sei festgenommen worden. Allerdings bestreite er die Tat. Zudem werfe er Laura vor, sie habe Geld von ihm verlangt. "Das Ganze ist im März passiert und so lange saß Laura in Untersuchungshaft."
Außerehelicher Sex ist verboten
Den Straftatbestand der Vergewaltigung gibt es in Katar nicht, erklärt Sabine Rossi. "Die Rechtsprechung in Katar geht streng nach der Scharia, das heißt: Kein Sex vor der Ehe - ob einvernehmlich oder nicht spielt dabei keine Rolle." Darum sei Laura auch angeklagt worden und habe vor Gericht gestanden.
"Frauen ziehen definitiv den Kürzeren. Sie werden grundsätzlich verdächtigt, dass sie eingewilligt haben zu diesem Sex."
In Katar gilt die Scharia, das islamische Recht. Darüber habe sich Laura im Urlaub keine Gedanken gemacht. Sie sei stattdesssen davon ausgegangen: Mir ist Unrecht widerfahren, darum gehe ich zur Polizei. "Das zeigt einmal mehr, wie sehr man sich informieren sollte, bevor man in so ein Land in den Urlaub fährt, damit man weiß, welche Konsequenzen das haben könnte."
Fall kommt erst jetzt an die Öffentlichkeit
Der Fall ereignete sich schon im März. Doch erst jetzt ging Lauras Mutter in den Niederlanden an die Öffentlichkeit. Nach drei Monaten in Untersuchungshaft wurde ein Urteil gefällt: Laura wurde zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt und muss 750 Euro zahlen. Sobald sie das Geld gezahlt hat, darf sie zurück in die Niederlande fliegen.
Das Urteil
Auch der Mann wurde verurteilt: Zu 100 Peitschenhieben wegen außerehelichem Sex und 40 weiteren Peitschenhieben wegen Alkoholkonsums. Für Katar sei das Urteil gesichtswahrend, schätzt Sabine Rossi ein. Nach innen zeigen die Richter: Wir wenden unsere strengen Gesetze an. Nach außen riskiere Katar damit keine internationale diplomatische Krise.
Nicht der einzige Fall in den Golfstaaten
In den Golfstaaten kommt es immer wieder zu ähnlichen Verurteilungen. 2013 wurde eine Norwegerin in Dubai zu 16 Monaten Haft verurteilt, nachdem sie eine Vergewaltigung angezeigt hatte. Sie hatte Glück und wurde später begnadigt. Grundsätzlich sei es jedoch so, dass Frauen in den Golfstaaten Vergewaltigungen nur selten zur Anzeige bringen. "Weil sie Angst vor den Konsequenzen haben", sagt Sabine Rossi.