Veganer vs. Nicht-VeganerFür eigene Werte einstehen, ohne andere zu nerven
Stefanie Rückert ist Veganerin und beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie sie entspannt vegan leben kann – ohne dauernd mit Nicht-Veganern aneinander zu geraten.
Zwanzig Jahre lang war Stefanie Rückert Vegetarierin, bevor sie vor drei Jahren Veganerin wurde. Mittlerweile hat sie einen Blog und produziert Podcasts rund um das vegane Leben. Dabei stellt sie sich immer wieder die Frage: Wie kann ich für meine Werte einstehen, ohne als die nervige Veganerin zu gelten?
Das fängt beim Essen mit den Kolleginnen an – die Nachbarin verdrückt beispielsweise gerade ein billiges Schweineschnitzel. Stefanie selbst würde in diesem Moment nichts dazu sagen, also ihre Meinung zu Schweinehaltung oder Fleischverzehr nicht erwähnen. Darüber reden würde sie nur, wenn das Thema am Tisch zur Sprache kommt.
"Wenn das Thema darauf kommt, würde ich darüber reden. Aber ich würde es persönlich nicht von mir aus ansprechen."
Sie geht sogar so weit, mit interessierten Kolleginnen oder Freunden, die sie zum Thema befragen, nur unter vier Augen zu sprechen – nicht am ganzen Tisch. Denn es könnte je nach Runde sein, dass manche nicht darüber sprechen wollen.
Das Thema Veganismus sorgt oft für Diskussionen
Stefanie glaubt, dass es verschiedene Gründe gibt, warum gerade das Thema Veganismus oft so intensiv diskutiert wird. Für sie ist das auch so, weil es im Vergleich nicht viele Veganer gibt, sie also eine Art Minderheit darstellen – und damit anders sind.
"Zum einen ist es auf jeden Fall so, dass jemand, der vegan lebt, in der Minderheit lebt."
Bei manchen Menschen vermutet Stefanie auch ein schlechtes Gewissen – vielleicht denken sie selbst, dass es besser wäre, vegan zu leben, tun es aber nicht. Verallgemeinern will sie das aber nicht. Generell sei Essen ein schwieriges Thema, mit dem vielen Menschen verschiedene Dinge verbinden.
Bei manchen Diskussionen hilft nur die Faktenschleuder
Wenn sie selbst mal negativ angesprochen wird, entscheidet Stefanie immer situationsbedingt: Wer ist das, mit dem sie da spricht? Kennt sie die Person? Wie geht es ihr damit?
"Also wenn es jetzt dieses Sojaargument ist – dann packe ich die Faktenschleuder aus."
Je nachdem, wie sie sich diese Fragen beantwortet, reagiert sie dann entsprechend. Regt sie eine Situation auf, geht sie vielleicht auch mal weg. Oder sie kontert mit sicheren Fakten – Faktenschleuder nennt sie das dann.
Generell findet Stefanie es auch sinnvoll, in solchen Diskussionen mal gemeinsam im Netz nachzuschauen, wenn sich beide Parteien nicht sicher sind, welche Fakten stimmen.
"Ich glaube, was uns Veganerinnen und Veganer am meisten nervt, ist das Kommentieren. Also das negative Kommentieren, das Ansprechen."
Umgekehrt nervt es Stefanie als Veganerin, wenn sie von Nicht-Veganern ständig negativ kommentiert wird. Ihr würde es als erster Schritt schon genügen, wenn Nicht-Veganer Veganer einfach akzeptieren würden.
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