MittelalterSergius wird Papst - der Beginn der "Pornokratie" im Vatikan
Im 10. Jahrhundert geht es im Vatikan wenig christlich zu: Es ist die Zeit der Pornokratie zwischen der Inthronisierung von Sergius III. im Jahr 904 und der Absetzung von Johannes XII. im Jahr 963. Es geht um Macht und Einfluss. Außerdem spielen zwei Mätressen eine entscheidende Rolle.
Als Karl der Große im Januar 814 stirbt, setzen Nachfolgekämpfe innerhalb der karolingischen Dynastie ein. Der stabilisierende Einfluss des römischen Kaisertums in Italien und im Vatikan geht zu Ende und ein Vakuum entsteht.
In der Folge geht es im Vatikan wenig christlich zu: Päpste kämpfen um Macht und Einfluss auf weltliche Entscheidungen. Mächtige italienische Familien versuchen, Kandidaten auf den Heiligen Stuhl zu bringen, die ihnen nahe stehen.
Der Einfluss von Theodora und Marozia
Zwischen 904 und 963 herrscht die sogenannte Pornokratie im Vatikan. Es ist die Zeit zwischen der Inthronisierung von Sergius III. als Papst im Jahr 904 und der Absetzung von Johannes XII. im Jahr 963.
In dieser Zeit stehen die Päpste unter dem direkten Einfluss zweiter Mätressen, die zudem Mutter und Tochter sind: Es sind Theodora und Marozia. Marozia soll die Geliebte von Papst Sergius III. gewesen sein – auch wenn das nicht eindeutig zu belegen ist. Sie ist die Mutter des späteren Papstes Johannes XI. und der Vater soll Papst Sergius III. sein. Außerdem soll Marozia die Ermordung von Johannes X. beauftragt haben, der von ihrer Mutter Theodora ins Amt gebracht worden war. So soll Marozia dafür gesorgt haben, dass ihr Günstling Leo VI. im Jahr 928 Papst wurde.
In Eine Stunde History hört ihr:
- Klaus Herbers, Historiker und Experte für das Mittelalter, erläutert die Voraussetzungen für das Entstehen der Pornokratie am Beginn des 10. Jahrhunderts.
- Hubert Wolf ist Kirchenhistoriker und Buchautor. Er erklärt Idee und Herkunft des Zölibats in der katholischen Kirche.
- Christiane Florin ist Redakteurin des Deutschlandfunks in der Redaktion "Religion und Gesellschaft"; sie setzt sich mit dem aktuellen Verhältnis der katholischen Kirche zur Sexualität auseinander.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld berichtet über die Anfänge der Pornokratie im Vatikan.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Krinner erinnert an die beiden Frauen – Theodora und Marozia – die die "Herrschaft der Dirnen" im Vatikan aufgezogen haben.