USAZombie-Apokalypse als Übung für strategisches Denken
In den USA gibt es ein Dokument darüber, was im Fall einer Zombie-Apokalypse zu tun ist. Das "U.S. Strategic Command" mit Sitz in Nebraska hat einen Notfallplan für eine Invasion von Untoten in der Schublade. Gleich zu Beginn des Dokumentes steht der Hinweis: "Dieser Plan war nicht als Scherz gedacht." Thomas Jäger, Professor für Politikwissenschaften und USA-Experte an der Universität Köln, erklärt, was dieser Plan mit strategischem Denken und mit dem Vorgehen in der Coronavirus-Pandemie zu tun hat.
Das Dokument stammt aus der strategischen Planung, erklärt Thomas Jäger. Es wird generell geplant, wie der Staat auf Gefahren oder Bedrohungen, die man noch nicht kennt, reagieren kann. Würde man hingegen konkret mit der Vorstellung eines Angriffs aus Russland oder China arbeiten, dann wäre das gefährlich, weil so ein Szenario kommunizieren würde, dass die USA eine konkrete Bedrohung sehen.
"Man hat Zombies genommen, um sozusagen einen Gegner zu haben, den man nicht benennen muss, der aber dazu führt, dass man völlig out of the box denkt."
Institutionelle Begrenzungen und Einschränkungen, die realistische Bedrohungsszenarien mit sich bringen würden, fallen bei der Zombie-Apokalypse auch weg. So erlaubt dieses Dokument völlig neue und unkonventionelle Lösungsansätze, erklärt der Politikwissenschaftler. Je nach dem können die Zombies dann durch eine reale Bedrohung ersetzt werden – etwa durch Staaten oder aktuell durch das Coronavirus. "Natürlich ist es etwas ganz anderes. Aber dieses strategische Denken – wie kommt man dazu, den Gegner zu beherrschen – das kann man an Hand von diesem Dokument wirklich schön nachvollziehen", erklärt Thomas Jäger.
USA: Akzeptanz des Militärs
Derzeit gehen die Amerikaner sehr strikt gegen das Coronavirus vor: Auf Parkplätzen oder in Messehallen wird massenhaft geimpft, sogar das Militär ist dabei im Einsatz. Thomas Jäger erklärt, dass das Militär in den Vereinigten Staaten die staatliche Institution ist, die die größte Zustimmung erfährt: "Unter uns gesagt, es ist die einzige, die Zustimmung erfährt. Bei allen anderen sind die Amerikaner wirklich äußerst skeptisch." Bei Problemen werde in den USA deswegen auch schnell die Metapher vom Krieg verwendet – egal ob es um den Krieg gegen den Terrorismus, gegen Drogen oder eben gegen ein Virus gehe. Das sei zwar einerseits etwas schräg, sagt Thomas Jäger: "Aber die nennen das so und verbinden das auf der einen Seite eben mit strategischem Denken, was uns so völlig abgeht."
Pragmatismus und strategisches Denken
Der Politikwissenschaftler erklärt, dass in den USA strategisches Denken und Pragmatismus eng mit dem Militär verbunden sind. Es gebe strategische Studien und strategisches Denken werde an Universitäten gelehrt. Diese Art zu denken und Probleme zu lösen werde umgesetzt und geübt.
"Ich würde dafür plädieren, eine große Scheibe davon abzuschneiden"
Dagegen werde hier in Deutschland von einer Strategie gegen das Virus und in der Pandemie gesprochen. Aber: "Ich habe mich immer gewundert, warum niemand Frau Merkel und Herrn Altmaier oder Herrn Spahn fragt, was eine Strategie ist? Die wissen das nämlich nicht. Wir haben nämlich keine. Und das liegt daran, dass wir in Deutschland einfach keine Kultur strategischen Denkens haben."
Keine Kultur des Strategischen Denkens in Deutschland
In Deutschland werde strategisches Denken nicht gelehrt oder für den Ernstfall geprobt. Deswegen seien wir nicht in der Lage es anzuwenden – weder in der Pandemie, noch in der Außenpolitik oder in anderen Bereichen.
"Wir sind nicht dazu in der Lage – und das nicht nur bei der Pandemie – das gilt für die Außenpolitik und vieles andere genauso – strategisch vorzugehen, weil das eben eine ganz besondere Art zu denken ist."
Das Dokument, in dem die Zombie-Apokalypse als Bedrohungsszenario durchgespielt wird, sei typisch für das amerikanische Strategie-Denken – auf eine sehr ernste und spaßige Art zugleich.