Harris vs. TrumpUS-Wahl: Warum Umfragen oft danebenliegen

In einer Woche wird in den USA gewählt. Donald Trump und Kamala Harris liegen in Umfragen Kopf an Kopf. Doch die Umfragen sind oft nicht zuverlässig – so wie bei Trumps Wahlgewinn 2016. Dafür gibt es mehrere Gründe, und nur einer hat mit dem komplizierten Wahlsystem zu tun.

In einer Woche steht die Wahl in den USA an – und die Meinungsforschungsinstitute sind sich diesmal nur in einem Punkt sicher: Es wird eng. Umfragen sprechen von einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump. Doch wie verlässlich sind die Wahlumfragen überhaupt, und warum lagen sie in den vergangenen Jahren oft daneben?

In den USA gibt es eine Vielzahl von Akteur*innen, die sich mit Wahlumfragen beschäftigen. Darunter finden sich spezialisierte Institute wie "FiveThirtyEight" oder "RealClearPolitics". Auch große Medienhäuser wie CNN oder die New York Times lassen eigene Umfragen durchführen. Manche Verlage arbeiten auch mit Universitäten zusammen, etwa die New York Times mit dem Siena College.

"Die Vorhersagen in den USA – zumindest auf nationaler Ebene – sind relativ akkurat. In den Einzelstaaten kann es ab und zu mal Abweichungen geben."
Philipp Adorf, Politikwissenschaftler

Ein bekanntes Beispiel einer solchen Abweichung war die Wahl 2016, als Donald Trump überraschend in einigen Schlüsselstaaten gewann, obwohl die Umfragen Hillary Clinton als Favoritin sahen. Während die nationalen Umfragewerte Clintons Vorsprung korrekt abbildeten, waren die Prognosen in entscheidenden Swing States weniger präzise.

Das lag möglicherweise am Phänomen der sozialen Erwünschtheit, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Florian Brückner: Einige Trump-Anhänger*innen zögerten damals, ihre Wahl in Umfragen offen zuzugeben, stimmten aber schließlich für Trump.

Enges Rennen vor Wahlen steigert Beteiligung, klare Siege senken sie

Bei der aktuellen Wahl zeigt sich dieser Effekt jedoch schwächer, da viele Trump-Unterstützer*innen ihre Haltung nun offen vertreten. Die heutige Herausforderung sei es viel mehr, Trump-Wähler*innen überhaupt zu erreichen, erklärt der Politikwissenschaftler Philipp Adorf von der Universität Bonn.

Denn bestimmte Bevölkerungsgruppen nehmen seltener an Umfragen teil – insbesondere jene, die Trump unterstützen oder misstrauisch gegenüber Institutionen wie den Medien oder der Wissenschaft sind.

Einige Wähler*innen wollen auf der Gewinnerseite liegen

Empirische Belege für den Einfluss von Umfragen darauf, ob und wie die Menschen wählen, gibt es bisher nicht. Trotzdem lassen sich einige Phänomene immer wieder beobachten: Ein knappes Rennen kann die Beteiligung steigern, da Wähler*innen ihre Stimme als entscheidend sehen.

Eine klare Tendenz hingegen kann die Motivation senken, zur Wahl zu gehen. Oder es kann ein Kandidat oder eine Kandidatin, der*die in den Umfragen vorn liegt, zusätzliche Wähler*innen anziehen, die sich der Gewinnerseite anschließen möchten.

Momentaufnahmen, keine Prognosen

Letztlich dienen Umfragen nicht nur als Stimmungsbarometer, sondern auch zur Orientierung für Wahlkampfstrategien. Die Meinungsforschung verbessert sich ständig – durch Online-Umfragen und die Anpassung der Modelle an aktuelle Bevölkerungsstrukturen.

Doch trotz aller Optimierungen bleiben Umfragen Momentaufnahmen und können das tatsächliche Wahlergebnis nie mit Gewissheit vorhersagen.