US-HandelsaufsichtsbehördeKlage gegen Amazon: Prime nur schwer zu kündigen

Die US-Handelsaufsichtsbehörde FTC hat Amazon verklagt. Vorwurf: Der Dienst Prime, Versandkosten-Flatrate sowie Musik-, Film-und Streaming-Abo, lasse sich zwar sehr leicht buchen, aber nur schwer kündigen.

An Werbung für das Prime-Abo mangelt es nicht, Amazon bewirbt es überall und bei jedem Kaufabschluss. Immer und immer wieder wird man daran erinnert. Im Minimalfall genügen ein oder zwei Klicks, um Prime-Mitglied zu werden, schreibt und belegt die FTC in ihrer Anklage.

"Für den Abschluss eines Prime-Abos reichen im Minimalfall ein oder zwei Klicks, sagt die FTC."
Michael Gessat, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Wer aber dann feststellt, dass das Abo doch kein guter Deal ist und es kündigen möchte, hat es bedeutend schwerer: Erstens ist die Option gar nicht so ohne weiteres aufzufinden, zweitens läuft sie über vier Internetseiten und braucht mindestens sechs Klicks mit 15 Optionen, so die US-Handelsaufsichtsbehörde FTC.

"Unwissentlich und ohne Einwilligung"

Ihr Vorwurf gegen den Branchengiganten geht aber sogar noch darüber hinaus: Amazon gestalte seine Webseiten so, dass sich Verbraucher "unwissentlich und ohne Einwilligung" bei Prime anmelden. Im Gegenzug sei das Hauptziel des Prime-Kündigungsprozesses nicht, "Abonnenten eine Kündigung zu ermöglichen, sondern sie zu stoppen."

Das Ganze sei eine Gratwanderung, findet Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Michael Gessat. Natürlich hätten Unternehmen ein größeres Interesse daran, Abo-Kund*innen zu gewinnen als zu verlieren. Dass eine aufmerksame Kundin oder ein aufmerksamer Kunde tatsächlich "unwissentlich und ohne Einwilligung" ein Prime-Abo abschließt, bezweifelt er.

Projekt "Iliad": Gezielte Strategie, Prime-Kündigungen zu erschweren

An der bewusst erschwerten Kündigung ist aber offenbar etwas dran: Durch geleakte interne Amazon-Infos ist bekannt, dass das Unternehmen wohl eine gezielte Strategie verfolgt hat, Prime-Kündigungen absichtlich zu erschweren.

"Das Projekt 'Iliad' war natürlich sehr kess – eine Kriegserklärung an Verbraucherschützer und Wettbewerbshüter."
Michael Gessat, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Das Projekt trug intern den hübschen Namen "Iliad", was wohl auf die Langwierigkeit anspielen sollte. (In der "Ilias" erzählt Homer einen Abschnitt des Trojanischen Krieges.) Tatsächlich hat es demnach zu einer um 14 Prozent niedrigeren Kündigungsrate geführt. Das Ganze war eine "Kriegserklärung an Verbraucherschützer und Wettbewerbshüter", findet unser Netzreporter.

Die FTC fordert eine Geldstrafe für Amazon in noch nicht geklärter Höhe. Der Fall dürfte spannend werden, glaubt Michael Gessat. Amazon habe sich da ziemlich in die Nesseln gesetzt, einen Riesenskandal sieht er aber nicht. FTC-Chefin Lina Khan sei eine erklärte Gegnerin von "Big Tech"-Unternehmen – diese könnten ihr politische Voreingenommenheit vorwerfen.