Urologe Volker Wittkamp"Ich finde die Aufklärungsarbeit sehr, sehr wichtig"
Volker Wittkamp ist Urologe. In der Praxis zu stehen ist aber nur die Hälfte seines Jobs. Denn er ist auch auf verschiedenen Social-Media-Plattformen unterwegs, um dort junge Menschen über Krebsvorsorge, Verhütung oder Erektionsprobleme aufzuklären und Tabus zu brechen.
Dass Volker Wittkamp Urologe geworden ist, hat er seiner Freundin zu verdanken, die ihm während des Medizinstudiums sagte: "Urologie würde zu dir passen!" Dass er mittlerweile aber gar nicht mehr so viel Zeit in seiner Praxis verbringt, war eher das Ergebnis einer Reihe von Zufällen, erzählt er. Auf sein Buch "Fit im Schritt", das er 2016 geschrieben hatte, folgten Interviewanfragen, darauf eine Kolumne, darauf noch mehr Interviewanfragen und dann kam der Tiktok-Kanal. Seitdem ist Volker Wittkamp wohl einer der bekanntesten Urologen Deutschlands – vor allem für junge Menschen.
Aufklärungsarbeit über die Sozialen Medien
Zu Vorsorgeuntersuchungen gibt es viele trockene und schlechte Kampagnen, sagt Volker Wittkamp. Social Media hat seiner Meinung nach deutlich mehr Möglichkeiten, ernste Tabu-Themen auf eine lockere Art und Weise an junge Menschen heranzutragen. Seine Accounts zeigen, dass es klappt: Auf Tiktok hat er zusammen mit einer Gynäkologin über 900.000 Follower. Seinem Instagramkanal folgen über 10.000 Menschen.
"Es muss halt auch den Urologen geben, der das Ganze an die Leute bringt und sagt: 'Hey, geht mal zur Vorsorge!'"
Dabei passt er die Themen auch der Zielgruppe an. Während er bei Tiktok mehr über Geschlechtskrankheiten und Verhütung spricht, klärt er auf Instagram auch über Themen wie Kinderwunsch und Vorsorge auf.
Eine Herausforderung haben die Sozialen Netzwerke dann doch für ihn: In kurzen Videos, komplexe Sachverhalte verständlich und dazu noch unterhaltsam herüberzubringen, war gerade in den Anfangszeiten bei Tiktok gar nicht so leicht.
Keine Fragen, die es nicht gibt
Bei dieser Arbeit merkt er auch immer wieder: Aufklärungsarbeit ist für alle wichtig. Oft gibt es Themen, bei denen er denkt, dass das nun wirklich jeder weiß und dennoch gibt es sowohl unter den jüngeren als auch unter den älteren Followern oder Patienten noch Aufklärungsbedarf, erzählt er.
"Man denkt immer wieder: Ja, das müsste man doch eigentlich wissen. Aber man merkt tatsächlich auch bei Fragen: Nein, es gibt sehr viele Sachen, die dem einen vielleicht klar sind, die andere Leute nicht wissen, gerade bei den Jüngeren – aber auch bei den Älteren."
Mythen aufklären
Auch das Thema Vasektomie, das sehr viele Männer beschäftige, ist mit falschen Vorstellungen und Mythen verbunden, erzählt Volker Wittkamp. Oft erklärt er dann, dass eine Vasektomie nicht verhindere, dass man zum Orgasmus kommen oder eine Erektion haben kann. Eine Vasektomie ist ein kleiner Eingriff, bei dem man im besten Fall am nächsten Tag wieder im Büro sitzen kann, sagt Volker Wittkamp.
Bei anderen Themen ist aber auch Volker Wittkamp vorsichtig. Ferndiagnosen per Foto oder Direktnachricht – das ist ein absolutes No-Go. Und dann gibt es Themen, bei denen nicht nur er der richtige Ansprechpartner ist. Beispielsweise bei Errektionsproblemen bei jungen Männern. Hier könnte oft auch eine Therapie helfen, sagt er. Aber ein Abklären beim Urologen ist nie falsch.
Im Gespräch mit Sebastian Sonntag erzählt Volker Wittkamp auch, welche Fragen er als Urologe nicht mehr hören kann, was er von der Pille für den Mann hält und warum es nicht okay ist, seinem Urologen ungefragt ein Dickpic zu senden.