UniversumDie Zukunft des Urknalls
Über die Suche nach Gravitationswellen - von Albert Einstein bis zu den Zukunftsplänen der Europäische Weltraumorganisation ab 2038 - sprechen wir mit dem Wissenschaftsjournalisten Dirk Lorenzen, der ein Faible für Astrophysik hat.
Auf den Spuren der kosmischen Inflation
Gravitationswellen sind winzige Schwingungen, die seit Urzeiten durch den Kosmos jagen und auch heute noch entstehen, etwa wenn schwarze Löcher kollidieren. Verzerrungen in der Raumzeit, die schon Albert Einstein theoretisch vorhergesagt hatte. Die jüngsten Messungen stammen von Forschern der Universitäten Harvard, Stanford, Minnesota, CalTec und der Nasa. Ihre Ergebnisse stützen eine gängige Theorie, nach der sich der Kosmos innerhalb eines Sekundenbruchteils direkt nach dem Urknall extrem schnell ausgedehnt hat - diese Phase nennt sich kosmische Inflation. Davon geht man schon lange aus, die neuen Erkenntnisse sind jetzt ein weiteres Indiz dafür. Die Signale auszuwerten war schwierig. Ein Astrophysiker formuliert es so: Die Signale wahrzunehmen ist, wie wenn man jemanden bei einem Rave auf der anderen Seite des Raumes flüstern hört.
Am Anfang war Albert Einstein
Die Suche nach den Gravitationswellen ist eine Geschichte für sich. Selbst Albert Einstein war sich zwischendurch nicht so sicher, ob sie wirklich existieren. Ähnlich ging es späteren Kollegen. Der Streit über die theoretische Existenz der Wellen sei schlecht für seinen Kreislauf, jammerte Nobelpreisträger Richard Feynman in einem Brief an seine Frau. 1972 konnte offenbar am Massachusetts Institut of Technology (MIT) eine Prügelei zwischen Physikern noch gerade abgewendet werden. Die durchs All wabernden Gravitationswellen hat Albert Einstein erstmals 1916 mit seiner Allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagt. Darin revolutionierte er - neben vielem anderen - auch das Konzept der Schwerkraft. Aus seinen Formeln folgerte Einstein: Immer wenn Energie und Materie in Bewegung sind, entstehen auch Schwerewellen, die den Raum periodisch erzittern lassen.
Mit Satelliten nach "schwachen" Wellen suchen
Dass es Gravitationswellen geben müsste, zeigten 1975 entdeckte Neutronensterne. Seitdem gelten die Gravitationswellen als indirekt nachgewiesen. Ein direkter Nachweis steht auch nach dem jüngsten Forschungserfolg aus. Die Suche nach den Gravitationswellen verlagert sich jetzt noch weiter ins Weltall auf Satelliten. Mit dem Programm Elisa will unter anderem die Europäische Raumfahrtbehörde (ESA) nach den schwachen Schwingungen Ausschau halten.
Das Dark Space Lab am Südpol:
Linktipp: Wie anhand einer Socke die Ausdehnung des Universums erklärt werden kann: