ErnährungFrüchte, Gemüse und Kräuter: Essen sammeln in der Stadt
Es ist Frühling! Draußen ist es wieder grün. Und das sieht nicht nur gut aus, das kann auch gut schmecken: Kräuter, Beeren, Gemüse, Kirschen … An vielen öffentlichen Stellen in unseren Städten wachsen essbare Pflanzen. Doch was davon ist genießbar – und was dürfen wir überhaupt mitnehmen? Wir haben Tipps für euch.
Auf Privatgeländen können wir uns natürlich kein Stadtmenü zusammensammeln, klar – auf öffentlichen Flächen aber sehr wohl: Grünflächen, Grünstreifen und Gehwege sind Areale, die vom Grünflächenamt gepflegt werden. Dort ist es erlaubt, Beeren, Obst oder Nüsse zu ernten.
"Grünflächen, Grünstreifen und Gehwege sind alles Flächen, die vom Grünflächenamt gepflegt werden und wo wir Beeren oder Obst oder Nüsse ernten dürfen."
Das ist sogar ein gutes Marketing für die Städte, findet das Bundeszentrum für Ernährung. Troisdorf in Nordrhein-Westfalen wirbt etwa mit dem Slogan "Zugreifen erwünscht – Ernten in der Stadt".
"Zugreifen erwünscht"
Und Andernach in Rheinland-Pfalz verfolgt das Konzept "Essbare Stadt" schon seit vielen Jahren. Dort wurden sogar extra unter anderem Tomaten, Pfirsiche, Beeren, Mandeln und Zwiebeln angepflanzt.
"Bürger*innen dürfen wilde Pflanzen für den privaten Gebrauch ernten, steht im Bundesnaturschutzgesetz. Es gilt die sogenannte 'Handstraußregel'."
Bürger*innen dürfen wilde Pflanzen für den privaten Gebrauch ernten, sagt das Bundeszentrum für Ernährung. Ernten bzw. pflücken – etwa die Kirschen von einem herrenlosen Kirschbaum – dürft ihr laut Bundesnaturschutzgesetz so viel, wie in einem normalen Haushalt verarbeitet werden kann.
Es gilt die sogenannte "Handstraußregel". Erlaubt sind danach "geringe Mengen für den persönlichen Bedarf". Bei Kräutern oder kleineren Pflanzen ist das in etwa so viel, wie in eine Hand passt.
Rücksicht nehmen auf Tiere und Pflanzen
Natürlich sollten wir uns hier immer nur mit Rücksicht auf die Pflanzen und Bäume bedienen, also zum Beispiel keine Äste herunterreißen oder alles zertrampeln. Und auch nicht auf den Baum klettern. Denn alle diese urbanen Flächen sind Lebensräume für Insekten und kleine Tiere.
Tipps zum Kräutersammeln
Bei Wildkräutern darf man nicht die ganze Pflanze samt Wurzel mitnehmen, sondern immer nur einen Teil. Brennnesseln, Löwenzahn oder Bärlauch kann man zum Beispiel gut in den Salat machen. Die Samen der Brennnessel schmecken leicht nussig, und aus Bärlauch kann man eine Suppe kochen.
"Bei Wildkräutern darf man nicht die ganze Pflanze samt Wurzel mitnehmen, sondern immer nur einen Teil."
Wildkräuter kann man viele Monate im Jahr sammeln. Es gibt allerdings durchaus Zeitpunkte, an denen es bei einigen Kräutern günstiger ist: So schmecken etwa junge Löwenzahnblätter aus dem Frühjahr weniger bitter. Und Bärlauch erntet man auch am besten bis spätestens Ende Mai, sonst schmecken die Blätter nicht mehr so gut.
Wildkräuter in der Stadt findet ihr zum Beispiel an Waldrändern oder auf Wiesen. Am besten erntet ihr sie nicht in der Nähe einer viel befahrenen Straße. Und im Stadtpark solltet ihr natürlich darauf achten, dass kein Hundekot dran ist.
Eine gute Hilfe ist die Webseite bzw. App Mundraub. Dort ist auf einer Karte eingezeichnet, wo es Obst und Gemüse gibt, das ihr legal ernten könnt. Mittlerweile sind dort auch die Standorte von Kräutern verzeichnet.
Hilfe durch "Mundraub" oder "Flora Incognita"
Die Nicht-Botanik-Profis unter uns – und die dürften klar in der Überzahl sein – können sich Hilfe holen, um das, was sie ernten möchten, richtig zu erkennen. Denn es gibt tatsächlich auch giftige Pflanzen, vor denen man sich hüten sollte. Zum Beispiel sehen sich Maiglöckchen und Bärlauch von den Blättern her ähnlich – die Maiglöckchen sind aber giftig.
"Ihr fotografiert einfach die Pflanze, die ihr bestimmen wollt – und die App "Flora Incognita" zeigt euch an, welcher Baum oder welches Kraut das am wahrscheinlichsten ist."
Um Pflanze oder Baum zu bestimmen, hilft unter anderem die App Flora Incognita. Sie ist als Projekt von Forscher*innen der Technischen Universität Ilmenau und des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena entstanden.
Ihr fotografiert einfach die Pflanze, die ihr bestimmen wollt – und die App zeigt euch an, welcher Baum oder welches Kraut das am wahrscheinlichsten ist, inklusive äußerst sinnvoller, weil im Zweifel lebenserhaltender Hinweise zu Essbarkeit und Giftigkeit.