Unternehmensberaterin Rebekka Reinhard"Wir brauchen Manager mit einem selbstreflektierten Verhältnis zur Macht"
Selbstreflexionsvermögen, Kritik- und Konfliktfähigkeit sind nicht immer Eigenschaften von Managern. Eine Philosophin und eine Psychologin versuchen, ihnen genau das beizubringen.
Deutschland braucht einen neuen Typus von Chef. Das wünschen sich die Philosophin Rebekka Reinhard und die Psychologin Stephanie Schorp. Sie bieten eine Art Unternehmensberatung und Coaching an, bei der sie bei Managern einen Prozess von Selbstreflexion anstoßen wollen.
"Es gibt nach wie vor die Chefs, die hochprofessionell um Gewinnmaximierung bemüht sind, aber keine Vision haben", sagt Rebekka Reinhard. Das könne an kurzen Verträgen von drei bis fünf Jahren liegen und dem Wissen, dass die Manager nach Ablauf der Zeit sowieso das Unternehmen wechseln. Auch herrsche in großen Organisationen Konformitätsdruck, sagt Reinhard. "Da geht es viel um den Erhalt von Privilegien."
"Manager sind oft narzisstisch veranlagt, was nicht unbedingt von Nachteil sein muss. Nur, wenn ich bestimmte Größenideen habe, kann ich auch Großes in Bewegung setzen."
Das, aber auch die Persönlichkeit vieler Manager, führe dazu, dass ab einer bestimmten Führungsebene nicht mehr kritisiert wird. "Es gibt kein ehrliches Feedback mehr", sagt die Philosophin Reinhard, "weil der Manager es aber auch nicht ehrlich einfordert."
Rebekka Reinhard und Stephanie Schorp wollen mit ihren Fragen, Manager dazu bewegen, ihr Selbstreflexionsvermögen zu stärken.
"Wir brauchen einen Managertyp, der ein gesundes, selbstreflektiertes Verhältnis zur Macht hat."
In ihren Coachings stellen die Unternehmensberaterinnen der/dem Manager/in unter anderem Fragen. Zum Beispiel:
- "Wofür leben Sie?"
- "Wer sind Sie?"
- "Wie interpretieren Sie den Satz 'Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar'?"
Rebekka Reinhard sagt, sie möchte wissen, was der Manager wirklich denkt und sie/ihn zu neuem, kritischen, tiefgründigen Denken anregen. Denn ohne ein solches Denken leide die Innovationsfähigkeit.
Im besten Fall sind Chefin und Chef kritik- und konfliktfähig
Fähigkeit zur Selbstreflexion komme aber nicht nur dem Innovationsvermögen und so dem Unternehmen zu Gute, sondern auch den Mitarbeitern, sagt Reinhard. Denn: Selbstreflexion kann im besten Fall zu Transparenz, Ehrlichkeit, Kritik- und Konfliktfähigkeit führen.
Nach einem Gespräch gibt es in der Regel kein konkretes Ergebnis. Es soll vielmehr eine Nachdenklichkeit provozieren, sagt Rebekka Reinhard. "Wir waren erfolgreich, wenn sich die Person wieder bei uns meldet und es ein Folgegespräch gibt."