Unfälle auf dem OktoberfestDen Wiesn-Rausch absichern
Eine speziell auf die Gefahren des größten Volksfestes der Welt zugeschnittene Police bietet Schutz gegen Unfälle auf der Wiesn. Auch nach dem Konsum von Alkohol. Die Versicherung kann per Smartphone und auch tageweise abgeschlossen werden. Klingt gut, aber bringt die Versicherung auch wirklich was?
Ein Oktoberfest-Besuch ist riskant. Am ersten Samstag mussten die Sanitäter zum Beispiel 480 Patienten versorgen, oft mit Schnitten an den Händen durch zerbrochene Krüge oder mit Riss-, Quetsch- und Schürfwunden nach Stürzen. 43 Besucher erlitten eine Alkoholvergiftung.
Ein Mix aus mehreren Versicherungen
Im angetrunkenen Zustand passieren die lustigsten – aber auch dümmsten – Sachen. Für diese Fälle gibt es jetzt den "WiesnSchutz" der Versicherung "Die Bayerische", die mit dem Spruch "Versichert nach dem Reinheitsgebot" wirbt.
- der "WiesnSchutz" kann per Smartphone und auch tageweise abgeschlossen werden
- ein Schutz über 24 Stunden kostet 5,99 Euro – also etwas mehr, als eine halbe Maß Bier 2017 kostet
- das Angebot gilt nur für Personen mit permanentem Wohnsitz in Deutschland
"Das Angebot ist optimal für Kurzentschlossene, die eine unbeschwerte Zeit auf der Wiesn verbringen möchten - mit dem beruhigenden Gefühl, abgesichert zu sein."
Der angebotene Schutz sei ein Mix aus vielen verschiedenen Versicherungen, sagt Philipp Opfermann von der Verbraucherzentrale NRW:
- Unfallversicherung: wenn ihr einen Unfall erleidet und einen bleibenden Schaden erleidet, sichert euch die Police bis zu 50.000 Euro ab – das gilt auch für bleibende Schäden durch einen Unfall, der während der An- und Abreise geschieht
- Zahnzusatzversicherung bis zu 2000 Euro
- Wenn euch eure Ausweise oder Bankkarten gestohlen werden, sieht der WiesnSchutz eine Kostenerstattung für Ersatzdokumente bis zu 100 Euro vor
Die Höhe der Absicherung bei der Unfallversicherung ist für Philipp Opfermann viel zu niedrig.
"Die Versicherungssumme ist deutlich zu gering für einen vollwertigen Versicherungsschutz. Die 50.000 Euro bekomme ich ja nur bei einer hundertprozentigen Invalidität."
Wenn jemand beide Augen verliert, erkennt die sogenannte "Gliedertaxe" bei Unfallversicherungen eine bleibende Invalidität von 100 Prozent an. Bei einem Auge sind es nur 50 Prozent, bei einem Bein 70 Prozent. Wenn der große Zeh betroffen ist, liegt der Invaliditätsgrad für die Versicherer in dem Fall nur bei fünf Prozent.
Der Schein trügt ein bisschen
Auch bei der Zahnzusatzversicherung trügt der Schein, meint Philipp Opfermann. Es komme nämlich darauf an, welcher Zahn betroffen ist.
"Es sind nur Eck- und Schneidezähne versichert. Außerdem haftet zunächst mal der, der für die Zahnverletzung verantwortlich ist."
Wenn euch also ein Besoffener seinen Maßkrug ins Gesicht haut, dann ist erstmal seine Versicherung am Zug. Legt ihr euch allerdings im Vollrausch auf die Nase und bleibt mit den Zähnen am Tisch hängen, dann greift der "WiesnSchutz".
Das Fazit von Philipp Opfermann fällt ziemlich deutlich aus:
"Lieber das Geld sparen und davon eine halbe Maß kaufen – und sich nach dem Oktoberfest um einen guten vollwertigen Versicherungsschutz bemühen."