EnttäuschungWie wir mit unerfüllter Liebe leben können
Wenn wir lieben, aber nicht zurückgeliebt werden, kann sich das unerträglich anfühlen. Laura hat sich ihren Schmerz von der Seele geschrieben. Paartherapeut Eric Hegmann erklärt, welche Gedanken helfen können, die Krise zu überwinden.
Als sie diesen einen Mann kennenlernt, denkt Laura: Das ist es! So soll es sich anfühlen! Die beiden beginnen, viel Zeit miteinander zu verbringen und kommen sich auch körperlich nah. Doch sie definieren nie, was sie da eigentlich miteinander haben. Lange Zeit bleibt Laura vermeintlich cool. Doch als sie ihm sagt, dass sie eine feste, monogame Beziehung mit ihm eingehen möchte, lehnt er ab.
"Irgendwann war ich so wütend auf mich selbst, dass ich diese Person einfach nicht aus meinem Kopf kriege. Dann habe ich angefangen zu schreiben."
Laura bricht den Kontakt ab, doch sie trifft ihn zufällig wieder und alles geht von vorne los. Eine Beziehung will er aber immer noch nicht. Sie muss sich zum zweiten Mal abnabeln – und leidet unter der Enttäuschung. Insgesamt drei Jahre lang beschäftigt sie diese unerfüllte Liebe intensiv. Schließlich beginnt sie das zu tun, was sie in solchen Situationen immer tut: sich die Gefühle von der Seele zu schreiben.
Schreiben als Reise zwischen Schmerz und Support
Sie schreibt viele Gedichte, in denen sie ihren Gefühlen Ausdruck verleiht. Damit setzt auch ein Reflexionsprozess ein – nicht nur über die Liebe, sondern vor allem über sich selbst. Sie ergründet, warum diese unerfüllte Liebe sie eigentlich so schmerzt. Für sie wird klar: In ihrem Alltag fühlt sie sich als Schwarze Österreicherin oft nicht zugehörig. Doch mit ihm hat sie dieses Zugehörigkeitsgefühl erfahren – und wurde enttäuscht.
Laura kann jetzt über diese Zeit sagen, dass der Schmerz gewisse Dinge erst hervorgebracht hat. Ihre Gedichte hat sie in dem Gedichtband "Versuch, dich abzuschreiben" veröffentlicht. In der Zeit hat sie sich außerdem wieder stärker mit ihrer Familie beschäftigt – und in der Traurigkeit viele Momente der Stärkung durch ihre Freunde und ihre Familie erlebt.
Eric Hegmann ist Paartherapeut, Single- und Beziehungscoach. Er kennt aus seiner Arbeit die Erfahrung, dass sich eine unerfüllte Liebe anfühlen kann, als könnten wir diese Situation nicht überleben. Denn Menschen brauchten Verbindung zu anderen. Das werde schon bei ihrer Geburt deutlich: Im Gegensatz zu vielen anderen Tieren seien wir als Neugeborene auf Versorgung angewiesen. Deshalb fühlt sich Verlust so schmerzhaft an, sagt er: Etwas Grundlegendes gehe verloren.
"Das Leiden bei unerfüllter Liebe ist umfassend – körperlich und psychisch. Alles klammert sich an den Gedanken: Was wäre wenn?"
In vielen Fällen hält der Therapeut einen Kontaktabbruch für ratsam. Er vergleicht das mit dem Entzug bei Sucht: Nur so erlitten wir nicht immer wieder einen Rückfall und könnten Raum für neue Begegnungen schaffen. Natürlich sei jede Situation individuell und in der Liebe alles möglich – allerdings ist nicht alles gleich wahrscheinlich, so der Experte.
Das heißt, wir können zwar eine Annäherung versuchen. doch das ist nicht für alle Bindungstypen hilfreich. Gerade Menschen mit starken Verlustängsten, die glauben, sie müssten sich Liebe 'verdienen' und alles für die andere Person tun, können darunter eher stärker leiden und im schlimmsten Fall stalken oder eine Art Liebeswahn entwickeln, so Hegmann. In jedem Fall rät der Therapeut dazu, über die Situation zu reflektieren.
Gedanken, die in der Situation helfen können:
- überlegen, warum das Loslassen von dieser Person so schwerfällt: Gibt es prägende Erinnerungen? Habe ich das früher schon einmal erlebt? Habe ich das bei meinen Eltern oder anderen Paaren gesehen und eventuell ein fremdes Liebesnarrativ übernommen?
- sich klar machen, dass abschließen dabei hilft, Raum für neue Menschen zu schaffen, die die Liebe erwidern
- den Begriff 'unerfüllte Liebe' kritisch betrachten: Ist es schon Liebe, wenn die Gefühle einseitig sind?
Wie es mit Lauras unerfüllter Liebe weiterging und warum Eric Hegmann kein Fan von romantischen Filmen ist, hört ihr in der Ab 21.