UnberührtWenn wir Bücher kaufen, aber nicht lesen
Der Bücherstapel wächst und wir kommen mit dem Lesen nicht hinterher - Coco Meurer kennt das Gefühl und wartet oft auf den richtigen Moment, um sie zu lesen. Den teilt Lydia Herms, Deutschlandfunk-Nova-Rezensentin, mit ihr, auch wenn sie berufsmäßig fast ständig liest. Elmar Weixlbaumer weiß, was Bücher für uns im Laden attraktiv macht.
Coco Meurer arbeitet nicht nur in einem großen Verlag, sondern beschäftigt sich auch in ihrer Freizeit am liebsten mit Büchern. Für Neunanschaffungen zahlt sie schon mal monatlich 300 bis 400 Euro. Eine Investition, die sich lohnt, findet sie. Denn wenn ein Buch zu ihrer Stimmung und ihrer Situation passt, gibt ihr das viel Input.
Das Cover muss stimmen
Oft sei es vor allem das Cover, das sie dazu bewegt, ein Buch zu kaufen. Eine schöne Schrift, ein knalliges oder ästhetisches Design und schon landet das Buch im Einkaufskorb. Bis es dann aber auch gelesen wird, muss für Coco erst der richtige Moment kommen. Denn die Lektüre muss zu ihrer Stimmung passen.
"Bücher die mir etwas bedeuten und die etwas mit mir gemacht haben, muss ich aufheben."
Unattraktiv ist für sie ein Buch dann, wenn es einen großen Hype darum gibt und überall besprochen wird. Das seien oft Bücher, die auf dem Ungelesen-Stapel verstauben. Oft greift sie erst danach, wenn alle anderen das Buch schon vergessen haben. Dann kann auch sie einen Zugang dazu finden.
Lydia Herms, Deutschlandfunk-Nova-Rezensentin, stellt jede Woche ein Buch für den perfekten Moment bei Deutschlandfunk Nova vor, macht 52 Bücher im Jahr. Über die Hälfte sind Romane, sagt Lydia. Der Rest sind Sachbücher, die sie liest, weil sie mehr wissen und erfahren möchte und ein bisschen "dieses literarische Fomo" hat – fear of missing out. "Ich muss auch bei Debatte mitreden können, sei es die Verkehrswende oder Antisemitisumus", sagt sie.
"Dann lachen mich die Bücher an und die Verlage wissen, wie man die Bücher so designed und so unentbehrlich gestaltet, dass man die unbedingt haben will."
Es sind die Wörter auf dem Cover und die Aufmachung, die Lydia verführen, zuzugreifen. "Ich bin sehr bibliophil." Aber sie lässt sich nicht nur davon leiten, "sonst wären mir viele gute Bücher entgangen".
Warten auf den perfekten Moment zum Lesen
Aber auch Lydia kennt das Problem, dass die ungelesenen Bücher sich zu Hause stapeln. "Der wichtigste Stapel ist im Schlafzimmer, weil da die aktuellen Sachbücher liegen. Nicht weil ich im Bett lese, sondern weil ich sie sehen möchte." Von da aus nimmt Lydia sie mit, um sie zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln zu lesen. "Da kann ich mich super entspannen."
"Das Cover spielt natürlich eine ganz große Rolle."
Warum Coco und Lydia so über ein Buchcover gelockt werden, das Buch dann zu kaufen, kann Verleger und Experte für Büchermarketing Elmar Weixlbaumer erklären. Denn das Cover ist die Verpackung des Produkts. Wenn diese gelungen ist, dann greifen einfach mehr Menschen zu. Der Hauptfaktor für den Erfolg eines Buches ist der Autor oder die Autorin, das zeigen Statistiken, sagt Elmar Weixlbaumer. Trotzdem kann es jugen Autor*innen gelingen, den Sprung in die Bestsellerlisten zu schaffen.
"Das Buch muss erst einmal gut sein, damit es Erfolg hat. Der Inhalt muss immer wichtiger sein als das Marketing."
Grundsätzlich muss der Inhalt eines Buches gut sein und überzeugen, um Erfolg zu haben. Das sei wichtiger als das Marketing. "Bei manchen Büchern fragt man sich allerdings schon, wie sie es in die Bestsellerlisten geschafft haben."
Dennoch sei es auch für ein gutes Buch wichtig, von gutem Marketing begleitet zu sein, um Erfolg zu haben. Social Media spiele inzwischen eine große Rolle.
Wie Coco ihre Samstagabende in der Buchhandlung verbringt, wie Lydia ihre Bücher in ihrer Wohnung nach Rubriken sortiert und warum Bücher auch Erfolg haben, obwohl sie inhaltlich schwach sind, erklärt Elmar Weixlbaumer - alles im Podcast Ab 21 oder oben auf den Playbutton klicken.