VeränderungNeue Stadt, neues Leben: Wo es uns hinzieht
Rosa hat in Köln, Berlin und Göttingen gelebt. Jetzt zieht sie nach Leipzig – besonders der Menschen wegen. Psychotherapeutin Angela Kundegraber-Leherb empfiehlt Menschen, die umziehen, ihre Hobbys mitzunehmen und damit am neuen Ort Kontakte zu knüpfen.
Jedes Jahr ziehen in Deutschland sechs Millionen Menschen um. Wenn sie in eine neue Stadt ziehen, heißt es erst einmal: orientieren. Neue Ärztinnen finden, neue Lieblingscafés und Kneipen suchen, Sportmöglichkeiten auschecken und vor allem neue Freund*innen finden. Für Rosa spielt das die allergrößte Rolle bei einem Umzug.
"Ich habe das Gefühl in einer Stadt wirklich angekommen zu sein, wenn ich dort enge Freund*innen und Lieblingsorte gefunden habe."
Die gebürtige Kölnerin ist vor sechs Jahren von Berlin nach Göttingen gezogen – zum einen wegen ihrer Beziehung, zum anderen, weil sie ihr Studium und ihren Wohnort sowieso gerne wechseln wollte. In Göttingen ist ihr der Neuanfang leicht gefallen, sie konnte sich schnell ein soziales Netz aufbauen. Das kannte sie aus Berlin weniger.
Die Suche nach einem konstanten Umfeld
Bei einem Umzug in eine neue Stadt ist Rosa heute vor allem wichtig, bereits Freundschaften zu haben, an die sie anknüpfen kann. Noch einmal komplett neu anfangen birgt für sie den Druck viele neue Leute kennenzulernen zu müssen. Dabei möchte sie sich eher auf die Freundschaften konzentrieren, die sie bereits hat, und diese pflegen.
Viele Menschen ziehen nur für die Dauer ihres Studiums nach Göttingen, weshalb in Rosas Umfeld immer wieder Menschen die Stadt verlassen und neue Menschen in ihre WG ziehen. Nach sechs Jahren ist auch sie nun an einem Punkt, an dem sie die Stadt verlässt. Sie sehnt sich nach einem Umfeld, das konstanter ist. Finden möchte sie das nun in Leipzig.
"Früher dachte ich, ich würde mich am wohlsten in einer großen Stadt fühlen. Aber vor allem in Berlin habe ich gemerkt, dass es gar nicht so leicht ist, dort anzukommen."
Rosa ist mit ihrem Master in Stadt- und Regionalplanung fertig. Die Entscheidung nach Leipzig zu ziehen, ist vor allem deshalb gefallen, weil dort einige von ihren Freund*innen wohnen und die Berufsmöglichkeiten dort größer sind als in einer kleineren Stadt. Sie ist gespannt darauf, wie es sein wird wieder mit alten Freund*innen einen Alltag aufbauen zu können und diese Beziehungen zu pflegen.
"Ab wann wir uns irgendwo eingelebt haben, ist sehr individuell und auch davon abhängig, ob wir planen, an einem Ort kurz-oder langfristig zu leben."
Angela Kundegraber-Leherb ist Psychotherapeutin und berät viele Expats – also Menschen, die aufgrund ihres Berufs für kurze Zeitspannen an unterschiedlichen Orten leben und sich für diese Zeit einleben und ein Netz und Alltag aufbauen müssen. Wie lange wir dafür brauchen, uns neu einzuleben, ist individuell, hängt aber auch davon ab, wie lange wir vorhaben an einem Ort zu leben.
Wenn wir langfristig dort leben wollen, werden wir auch länger brauchen, bis wir das Gefühl haben: Jetzt bin ich angekommen. Denn der Aufwand dafür ist viel größer, so die Expertin. Allerdings sagt sie auch, dass wir im Durchschnitt grundsätzlich nach sechs bis sieben Monaten an einem Ort schon die größten Eckpunkte abgesteckt haben: Wir kennen Cafés, Kneipen, Sportmöglichkeiten, haben die Organisation hinter uns gebracht. All das sind Routinen, die Sicherheit geben.
"Viele der Expats, die ich berate, empfehlen für eine einfache Kontaktaufnahme Apps wie Bumble oder Tinder."
Egal, ob wir kurz- oder langfristig irgendwo leben, das soziale Netzwerk spielt oft eine große Rolle. Die Expertin rät dazu, auch in einer neuen Stadt alte Hobbys zu verfolgen, bei denen wir ganz locker mit anderen in Kontakt treten können. Außerdem nutzen viele der Expats, die Angela berät, verschiedene Apps, um Leute kennenzulernen. Das werde immer beliebter – gerade für diejenigen, die nur sehr kurz in einer Stadt sind.
Außerdem empfiehlt die Expertin, bei einem Umzug auch das alte Netzwerk zu aktivieren: Vielleicht wohnt jemand bereits in der neuen Stadt, die wir kennen. Oder jemand kennt jemand, mit der/dem wir uns mal treffen können.