Umweltpolitische DigitalagendaBundesregierung will Digitalisierung und Klimaschutz zusammenführen
Bundesumweltministerin Svenja Schulze legt eine umweltpolitische Digitalagenda vor. Die sieht zum Beispiel Recycling und Reparatur von Akkus und Displays von Smartphones vor, statt sie als Wegwerfprodukt zu behandeln.
Cloud-Dienste, Social Media, Video-Streaming, Online-Shopping: Unser pausenloser Zugriff auf Internetdienste verbraucht Rohstoffe und Energie. Neben dem gigantischen Daten- und Stromverbrauch, sind auch die Herstellung und Entsorgung unserer Smartphones, Tablets und aller anderen Geräte ein Problem für unsere Umwelt und das Klima.
"Umweltschutz gehört in jeden Algorithmus. Denn ungesteuert wird die Digitalisierung zum Klimaproblem", warnte Bundesumweltministerin Svenja Schulze gestern (02.03.2020) während sie die umweltpolitische Digitalagenda vorstellte. Mit dem Papier möchte das Bundesumweltministerium die Digitalisierung in über 70 Schritten umweltfreundlicher machen und für einen nachhaltigen Umgang von Ressourcen sorgen.
2025 so viele CO2-Emissionen wie Autoverkehr
Aktuell verursacht der IT-Bereich rund 4 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen, so die Bundesumweltministerin. "Der globale Datenverkehr wird wahrscheinlich bis zum Jahr 2020 auf rund 400 Milliarden Gigabyte pro Monat steigen. In der alten digitalen Welt würde das heißen, das ist ein Speicherplatz von etwa 100 Milliarden DVDs pro Monat", sagt sie. Bis 2025 könne die wachsende Digitalisierung einen ähnlich hohen CO2-Ausstoß verursachen wie der weltweite Autoverkehr.
Um die Digitalisierung mit dem Klimaschutz zu verknüpfen, sieht die umweltpolitische Digitalagenda sowohl die Herstellerunternehmen als auch die Verbraucherinnen und Verbraucher in der Verantwortung.
Zum Beispiel möchte Svenja Schulze einen digitalen Produktpass als Pflicht für Hersteller einführen. Dieser soll unter anderem abbilden, aus welchen Materialien ein Gerät besteht, wie klimafreundlich es in der Herstellung ist, wie es sich reparieren lässt. Statt Geräte, wie Smartphones nach kurzer Zeit zu entsorgen, sollen Verbraucher beispielsweise Akkus oder Displays einfacher austauschen können und so eine längere Lebensdauer ermöglichen. Ähnliche Kennzeichnungsvorgaben von klimafreundlichen Produkten soll es auch beim Online-Shopping geben.
Ökostrom, Recycling, Reparatur
Zudem würden die Rechenzentren der Tech-Unternehmen mit ihren unzähligen Computern für rund 20 Prozent des Energieverbrauchs der Digitalisierung weltweit sorgen. Anbieter von Streaming-Diensten sollen daher einerseits ihre Rechenzentren mit Ökostrom betreiben und andererseits die Autoplay-Funktion für Videos deaktivieren, sagt Svenja Schulze.
Selbstverpflichtung für Tech-Unternehmen
Bei den Gesprächen mit den Tech-Konzernen setzt die Bundesumweltministerin auf Freiwilligkeit. Das ist einleuchtend, meint Deutschlandfunk-Nova-Reporter Michael Gessat. "Eine Zwangsbeglückung nach dem Motto 'Streaming einschränken für das Klima' wäre vermutlich eine zuverlässige Selbstmordaktion für jede politische Partei", fügt er hinzu.
"Eine Zwangsbeglückung nach dem Motto 'Streaming einschränken für das Klima' wäre vermutlich eine zuverlässige Selbstmordaktion für jede politische Partei."