GesundheitsgefahrWie Umwelthormone uns schaden und was wir dagegen tun können
Wer hat sie nicht im Vorratsschrank, die Tomatendose für alle Fälle? Katharina Heckendorf hat sie aussortiert, seit sie weiß, dass sie mit Umwelthormonen beschichtet wird. Denn diese können Krankheiten verursachen. Doch viel zu wenige Menschen wissen darüber Bescheid.
Damit die Dose nicht korrodiert, wird eine Kunststoffbeschichtung aus Epoxidharz aufgebracht, die Bisphenol A (BPA) enthält, sagt Katharina Heckendorf. Sie ist Journalistin und Moderatorin und hat vor zwei Jahren begonnen, sich mit Umwelthormonen zu befassen. Die Ergebnisse ihrer Recherche hat sie in dem Buch "Umwelthormone – das alltägliche Gift" veröffentlicht.
Umwelthormone aus der Verpackung in den Körper
Das Umwelthormon BPA ist seit Langem in Artikeln für Babys wie Schnuller verboten, aber immer noch für Lebensmittelverpackungen erlaubt, erklärt Katharina Heckendorf. Diese Stoffe können sich aber aus den Lebensmittelverpackungen lösen und so in unser Essen gelangen. Das gefährliche an diesen Stoffen ist: "Sie gaukeln unserem Körper vor, sie wären echte Hormone und bringen so das Botensystem in unserem Körper durcheinander", warnt Katharina Heckendorf.
"Umwelthormone können krasse Effekte auf den Körper haben bis hin zur Unfruchtbarkeit."
Umwelthormone können Erkrankungen wie Diabetes, Krebs, ADHS hervorrufen oder auch unfruchtbar machen, wenn sie bestimmte Grenzwerte überschreiten. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt die Zahl der Umwelthormone auf 800. "Man weiß inzwischen, dass kleinere Dosen an Umwelthormonen krassere Effekte haben könne, als größere Dosen", sagt die Journalistin. Aber auch die Mischung der Stoffe kann unterschiedlich starke Effekte haben. Deshalb sei es so schwierig zu sagen, ab welcher Menge Umwelthormone schädlich sind.
So viel wie möglich Umwelthormone reduzieren
Deshalb sei es wichtig, die Umwelthormone soweit es geht zu reduzieren. Wer hofft, die Bio-Tomatendose enthalte kein BPA, den muss Katharina Heckendorf enttäuschen: "Dose bleibt Dose" – die Beschichtung ist die gleiche. Deshalb rät sie, die Glasverpackung zu wählen, wenn keine Zeit ist, aus frischen Tomaten die Soße zu kochen.
Vor allem über Lebensmittel würden wir mit Umwelthormonen in Kontakt kommen, aber es gibt auch noch andere Produkte wie UV-Filter, Kosmetika, Plastikflaschen oder Weichmacher in Kabel und PVC-Fußböden, Flammschutzmittel können sich in Textilien und Matratzen befinden und ebenfalls hormonwirksam sein, zählt Journalistin auf.
Zu wenig Information über Umwelthormone
Dass das Problem mit den Umwelthormonen nicht so bekannt und in der Öffentlichkeit diskutiert werde, liegt ihrer Meinung nach daran, dass bestimmte Branchen wie die Chemieindustrie damit viel Geld verdiene und bis in die EU-Behörden lobbyiere. Hinzu komme, dass die Problematik der Umwelthormone sehr komplex sei. Nur wer sich umfassend informiere, könne in seinem Alltag darauf achten, Umwelthormone zu meiden.
"Ein nachhaltiger Lebensstil hilft auch, Umwelthormone zu reduzieren."
Da sie in einer Mietwohnung lebe, könne sie zwar selbst den PVC-Fußboden in ihrer Küche nicht herausreißen, aber bei allen anderen Dingen in ihrem Leben versuche sie, Umwelthormone zu meiden und zu reduzieren.
Hoffen auf die Politik
Hoffnung mache ihr, dass der Schutz vor Umwelthormonen im Koalitionsvertrag der Ampel-Koalition verankert wurde. Vor allem die Staatssekretäre Sven Giegold und Bettina Hoffmann würden sich für das Thema seit Jahren stark machen. Würde die neue Bundesregierung diesen Schutz umsetzen, könnten dadurch für alle die Belastung mit Umwelthormonen reduziert werden, ohne dass sie zuvor lange recherchieren müssen.