Ukraine60 Frachtschiffe stecken in Häfen fest
60 Handelsschiffe stecken aktuell in ukrainischen Häfen fest. Sie zu verlassen, wäre viel zu gefährlich. Vorher braucht es dringend eine Einigung zwischen Russland und der Ukraine.
Rund 1.000 Seeleute befinden sich auf den circa 60 Frachtschiffen, die die ukrainischen Häfen zurzeit aus Sicherheitsgründen nicht verlassen können. Eine Handvoll davon fährt unter deutscher Flagge. Noch genauer möchte Christian Denso vom Verband Deutscher Reeder nicht werden, um nicht dadurch auch die Sicherheit der Besatzungen zu gefährden.
Viele der Schiffe lassen sich über die Funksysteme orten und auf bestimmten Websites tracken, allerdings haben manche Schiffe wohl das schiffseigene Funksystem abgeschaltet, um nicht so leicht auffindbar zu sein.
"Die Lage an Bord ist nach allem, was wir bisher gehört haben, soweit sicher. In dem Sinne, dass die Schiffe noch nicht angegriffen worden sind."
Die Schiffe liegen wie in der ukrainischen Stadt Odessa in menschenleeren Häfen. Trotzdem klappe die Versorgung einigermaßen gut, obwohl natürlich auch in den Supermärkten vor Ort nicht mehr alles erhältlich sei, was die Menschen benötigten. Die Schiffe haben vor ihrer Abfahrt Proviant für mehrere Wochen und Monate geladen, sodass die Grundversorgung gewährleistet ist, sagt der Pressesprecher des Verbands deutscher Reeder.
Bisher geht Christian Denso davon aus, dass die Schiffsbesatzungen relativ sicher seien. Zumindest gab es bisher keine Angriffe auf deutsche Frachtschiffe. Die Weltschifffahrtsorganisation IMO und auch der Verband der deutschen Reeder VDR fordern, dass diese Schiffe die ukrainischen Häfen so schnell wie möglich verlassen dürfen sollen - zum Beispiel durch freies Geleit.
Ukrainische Crews wechseln internationale Besatzungen ab
Teilweise sei es gelungen internationale Schiffsbesatzungen mit ukrainischen Crews auszutauschen und die Seeleute unter "in Kleinbussen unter abenteuerlichen Bedingungen zum Beispiel nach Moldau" zu bringen, sagt Christian Denso.
Auf eigene Faust auslaufen – "Wir raten dringend davon ab!"
Der Verband deutscher Reeder rät den Kapitänen der Frachtschiffe dringend davon ab, auf eigene Verantwortung die Häfen zu verlassen, weil die dortige Situation sehr unklar sei. Es sind fünf Fälle bekannt, in denen Handelsschiffe in den vergangenen Wochen angegriffen wurden, eines davon sei gesunken.
Zudem befinden sich Treibminen im Wasser. Damit sei zu rechnen, nachdem kürzlich der Bosporus deswegen gesperrt werden musste, sagt der Pressesprecher.
Es gibt auch noch weitere praktische Schwierigkeiten: Containerschiffe dieser Größe könnten Häfen nur mithilfe mehrerer Schlepper verlassen, sagt der Pressesprecher des VDR. Die Schlepper seien zwar vorhanden, es fehlten aber diejenigen, die sie fahren könnten.
"Dass es dort Minen gibt, wissen wir spätestens, nachdem der Bosporus neulich wegen Treibminen gesperrt war."
Damit die Schiffe sicher die Frachthäfen wieder verlassen können, müsse es eine Einigung zwischen den Kriegsparteien geben, dass die Handelsschiffe vom Kai, von dem sie ablegen, bis zum Schwarzen Meer unbehelligt bleiben. Aufgrund der fehlenden Annäherung zwischen Russland und der Ukraine rechnet der Verband deutscher Reeder zurzeit nicht damit, dass das schnell passieren wird, sagt Christian Denso.
"Das ist eine Forderung, die angesichts des unvorstellbaren Gräuels, was dort gerade passiert, und angesichts der fehlenden Annäherung, – und das ist uns klar, dass das gerade utopisch ist, – aber diese Einigung muss es geben."