Uganda oder AngolaKrisen, die es 2023 nicht in die Schlagzeilen geschafft haben

Der Krieg in Nahost, der Krieg in der Ukraine – sie bestimmten die Medienberichterstattung der vergangenen Monate. Doch auch abseits davon gibt es Notlagen in der Welt, die unsere Aufmerksamkeit verdienen, wie etwa in Sambia oder Burundi.

Unter der Überschrift "Breaking the Silence" summiert die internationale Hilfsorganisation Care schwere humanitäre Krisen, die es nur selten in die Öffentlichkeit geschafft haben, obwohl jeweils mehr als eine Million Menschen betroffen waren. Angola, Sambia und Burundi führen diese traurige Liste an.

Für ihren Bericht hat die Organisation Online-Artikel durchforstet und geschaut: Wie viele Online-Artikel gibt es? Zur Krise in Angola gab es in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres beispielsweise laut Care 1.049 Medienberichte zum Barbie-Kinofilm 273.279.

Afrikanische Krisen unter dem Radar

Vor allem der afrikanische Kontinent ist nach wie vor nicht im Fokus der Berichterstattung, kritisiert die Organisation in ihrem Bericht. Und für Krisen unter dem Radar findet sich kaum finanzielle Unterstützung. Darunter leiden dann die Menschen in den betroffenen Ländern, die auf Hilfe angewiesen sind.

"Genrell gilt die Aufmerksamkeit der Medien mehr den vermeintlich großen Krisen und Konflikten."
Stefan Brand, Medienreferent bei Care Deutschland

Die vergessenen Krisen, wie Care sie nennt, geraten jedoch nicht nur wegen anderer, größerer Krisen aus dem Fokus, sagt Stefan Brand, der bei der Organisation als Medienreferent arbeitet. Es liege auch am Sparzwang, der in vielen Redaktionen herrsche, an den zusammengeschrumpften Netzwerken oder Korrespondenten-Pools, dass man immer weniger Leute vor Ort habe, die berichten könnten.

Mehr Aufmerksamkeit für kleine Krisen

Stefan Brand wünscht sich mehr Aufmerksamkeit von Medien und politischen Akteuren auch für kleinere Krisen. Angola beispielsweise ist stark vom Klimawandel betroffen. Über sieben Millionen Menschen sind auf Hilfslieferungen angewiesen, sagt die Hilfsorganisation. Nur eine Minderheit habe Zugang zu sauberem Trinkwasser.

"Angola ist ein Land, das immer noch unter den heftigen Folgen eines sehr langen und brutalen Bürgerkriegs leidet."
Stefan Brand, Medienreferent bei Care Deutschland

Durch den vergangenen Bürgerkrieg, der schätzungsweise eine halbe Million Menschen das Leben kostete, leidet Angola noch unter einem weiteren Problem: Den Landminen. 85.000 Menschen wurden laut Care durch explodierende Landminen verletzt, viele Tausende getötet.

Klimafolgen und Hunger in Uganda

Auch in Uganda schlägt der Klimawandel zu: Steigende Temperaturen, Überschwemmungen, Dürren oder Waldbrände machen dem Land zu schaffen, in dem viele von der Landwirtschaft leben.

"Uganda gehört zu einem der ärmsten Länder der Welt und hat sehr viele Geflüchtete (...) aufgenommen und stößt jetzt an die Grenzen."
Stefan Brand, Medienreferent bei Care Deutschland

Das Land habe viele Geflüchtete aufgenommen und stoße nun an seine Grenzen, so Stefan Brand. Laut Uno-Flüchtlingshilfe ist Uganda das größte Aufnahmeland Afrikas mit rund 1,7 Millionen Geflüchteten, die vor allem aus den Nachbarländern kommen.

Flüchtlinge aus der Demokratischen Republik Kongo auf dem Weg zu einem Aufnahmelager in Uganda.

Mit immer mehr Menschen und immer weniger finanzieller Unterstützung wird es aber für Uganda schwer. Vor allem fehle es gerade in ländlichen Gebieten an Strom und einer medizinischen Versorgung, sagt Stefan Brand, der 2023 selbst in Uganda war.

"Die Menschen in Uganda benötigen eine flächendeckende Stromversorgung, Infrastruktur, medizinische Versorgung – gerade für Mütter und Schwangere –, sowie eine sexuelle Bildungsarbeit für Minderjährige und Kinder," sagt Stefan Brand.

Bei seinem Besuch in Uganda habe ihm eine Hebamme erzählt, dass sie die Babys nachts oft nur mit dem Licht ihres Handys zur Welt bringe, weil Strom nicht ausreichend vorhanden sei. "Das sagt sehr viel über die medizinische Versorgung vor Ort aus", meint Stefan Brand.