UgandaMiss und Mister HIV
In Uganda leben geschätzt etwa 1,5 Millionen Menschen mit HIV. Viele der Infizierten kämpfen gegen Vorurteile. Dagegen wollen junge Ugander nun angehen - mit einem Schönheitswettbewerb in der Hauptstadt Kampala.
Der Wettbewerb klingt vielleicht erst mal ein bisschen absurd, ist aber politisch - oder auch beides zugleich. Vor allem aber ist er sinnvoll, denn in Uganda werden Menschen mit HIV eher diskriminiert als ausgezeichnet. Mit der Aktion soll genau dagegen protestiert werden.
"Es geht nicht um Kleidung und Make-up - es geht um Courage und Persönlichkeit."
Organisiert wird der Wettbewerb von einem ugandischen Netzwerk junger Menschen, die mit HIV und Aids leben. In Botswana veranstaltet eine ähnliche Gruppe schon seit 2000 regelmäßig Wettbewerbe für Menschen mit dem HI-Virus.
Attraktion im ganzen Land
Vor dem Finale gab es schon Vorrunden im ganzen Land, erzählt Antje Passenheim. Es war eine große Attraktion für die jungen Menschen. Alle bis 25, die mit dem Virus leben, konnten sich bewerben. Die Menschen wollten zeigen, dass sie nicht länger hinter verschlossenen Türen leben wollen. Mit der Aktion möchten sie den Menschen mit HIV - aber auch den anderen - etwas zeigen.
"Wir sind Menschen, die glücklich sind, die Karriere machen, Familie haben und alt werden können - wie alle anderen jungen Menschen auch."
Die jungen Leute erscheinen in relativ normaler Kleidung, meistens mit T-Shirts von Aids-Organisationen, und präsentieren sich auf dem Laufsteg. Außerdem müssen sie der Jury ein paar Fragen beantworten:
- Wie willst du dafür sorgen, dass sich andere nicht anstecken?
- Wie willst du Vorbild sein?
- Was willst du aus deinem Leben machen?
"Die Leute haben mich verhöhnt wegen meiner Infektion. Das war ich leid."
In den Dörfern war die Resonanz sehr groß, es gab sehr viel junges Publikum. Auch die lokalen Medien berichten ausführlich darüber.
Einst Vorzeigeland im Kampf gegen HIV
Uganda beschäftigte sich gezwungenermaßen mit dem Virus, denn in den frühen 80er Jahren brach dort in einem kleinen Fischerdorf die erste große Aids-Epidemie aus.
"So ein Massensterben hatte die Welt noch nicht gesehen. In den 90er Jahren war fast jeder fünfte Mensch in Uganda HIV-positiv."
Der Präsident hat damals die Initiative ergriffen und gesagt: Lebt enthaltsam, seid treu. Und wenn ihr das nicht könnt, benutzt Kondome. Das war die erste Safer-Sex-Kampagne auf dem afrikanischen Kontinent - mit großem Erfolg. Die Zahl der Infektionen ging deutlich zurück.
Wende zum Negativen
Inzwischen ist das einstige Musterland aber wieder zum Negativland geworden: In Westafrika hat Uganda die höchste Rate der Neuinfektionen. Das liegt zum einen daran, dass die Politik sehr korrupt ist, sagt Antja Passenheim:
- Millionen von Dollar aus den internationalen Hilfsprojekten sind verschwunden, dafür sind die Fuhrparks der Minister gewachsen.
- Außerdem wirkt die Krankheit auf viele nicht mehr so bedrohlich, weil es zugängliche Medikamente gibt. Deshalb passen die Leute nicht mehr so auf.
- Und: Präsident Museveni hat ein extrem diskriminierendes Gesetz erlassen, das Homosexualität unter Strafe stellt. Die Menschen haben also Angst, in Beratungsstellen zu gehen und sich behandeln zu lassen.