ÜberwachungDu sollst nicht verschlüsseln!
Je mehr wir verschlüsseln, desto misstrauischer werden die Sicherheitsdienste. Am Ende führt mehr Verschlüsselung sogar zu weniger Privatsphäre, sagt der dänische Softwareentwickler Poul-Henning Kamp.
Die Enthüllungen von Edward Snowden haben zu einer riesigen Verschlüsselungsinitiative seitens der IT-Konzerne geführt. Unsere E-Mails, Whatsapp-Nachrichten, Rechner - alles können wir mittlerweile ziemlich leicht verschlüsseln. Doch genau das führt am Ende zu weniger Privatsphäre. Denn den staatlichen Geheimdiensten macht dieser Verschlüsselungswahn zu schaffen. Für sie wird es schwieriger, die Kommunikation zu überwachen. Deshalb wollen sie die Verschlüsselung verbieten.
Einen ersten Vorstoß gibt es jetzt in Frankreich. Dort will der französische Innenminister Bernard Cazeneuve nach den Terrorattacken dafür sorgen, dass offene Wifi-Netzwerke abgeschafft und die Nutzung des Tor-Browsers und anderer Anonymisierungsnetzwerke verboten werden. Auch Großbritannien arbeitet daran, die Verschlüsselung abzuschaffen. Und US-Präsident Barack Obama forderte die Chefs großer IT-Konzerne auf, Backdoors - also technische Hintertürchen - in ihre Verschlüsselungssysteme einzubauen, um es Terroristen schwerer zu machen "der Justiz zu entkommen".
Mehr Verschlüsselung, mehr Widerstand
All diese Initiativen sollen dazu führen, dass Terroristen nicht mehr verschlüsselt kommunizieren können, sagt der dänische Softwareentwickler Poul-Henning Kamp. Aber diese Gesetze treffen natürlich nicht nur die Terroristen, sondern eben auch jeden von uns. Und das führt am Ende dazu, dass gerade, weil wir mehr verschlüsseln, die Staaten unsere Privatsphäre im Netz weiter einschränken wollen.
"Die Ironie der Geschichte ist, dass die IT Riesen daran mitgearbeitet haben, als sie nach Snowden angefangen haben, alles zu verschlüsseln."
Auch Deutschland ist übrigens sehr an diesen Vorstößen interessiert. Innenminister Thomas de Maizière will sich am 23. August 2016 mit seinem französischen Kollegen Bernard Cazeneuve über ein internationales Vorgehen beraten.