ErdoganTrotz Skandal erste Wahl?
Die Demonstrationen im Gezi-Park 2013, Korruptionsskandale und die Sperrung von Twitter und Youtube würden jeden anderen demokratisch gewählten Regierungsvertreter aus dem Amt fegen - nicht so Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. Davon geht zumindest die Korrespondentin Luise Samman aus.
Die türkische Gesellschaft ist tief gespalten in AKP-Anhänger und -Gegner. Erdogan gründete 2001 die "Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung" (AKP) - eine konservativ-islamische Partei.
"Erdogans Erfolg lebt von der Spaltung, von den Feindbildern, die er aufbaut, in dem er sagt: Die anderen wollen uns das Kopftuch verbieten. (…) Deswegen müssen wir jetzt zusammenhalten, wir die AKP."
Die große Unterstützung für Erdogan hänge wahrscheinlich auch mit dem niedrigen Bildungsstand in der Türkei zusammen, sagt Luise Samman. In der Weltstadt Istanbul gibt es zwar viele Universitäten, doch im Rest des Landes finden sich kaum Bildungseinrichtungen.
"Statistiken zeigen dass 60 Prozent der Türken nur einen Grundschulabschluss haben."
AKP-Wähler, so Luise Samman, seien im Schnitt weniger gebildet und deshalb empfänglicher für die Verschwörungstheorien und Bedrohungsszenarien, die Erdogan aufbaut. Schlüsselpositionen in den türkischen Medien seien fast vollkommen mit Erdogan-Vertrauten besetzt. Kritische Berichte über die Regierung würden AKP-Anhänger nicht zu lesen bekommen - so entstehe bei ihnen der Eindruck einer internationalen Verschwörung gegen Erdogan.
Freiheitsrechte verletzt
Regierungskritische Türken versuchen, mit den sozialen Medien über die Regierung aufzuklären. Kein Wunder also, wenn Erdogan Twitter und Youtube sperrt. Auch wenn bereits am 25. März ein Gericht in Ankara feststellte, dass die Twitter-Sperrung rechtswidrig ist, weil sie gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung verstößt.
"Mit dieser Schließung von Twitter und Youtube hat er noch mal eine Grenze überschritten, die vielen langsam richtig Angst macht."
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Wer Istanbul regiert, regiert die Türkei