TV-Duell Merkel vs. SchulzWenn Blicke mehr zählen als Worte
Es war das einzige TV-Duell der beiden Kanzlerkandidaten vor der Bundestagswahl. Angela Merkel hat es insgesamt gewonnen, sagen die meisten Beobachter. Doch wer hat die bessere Show abgezogen, was Mimik und Gestik betrifft? Martin Schulz oder Angela Merkel?
Bei Gestik und Mimik ist bei Angela Merkel traditionell eher wenig los. Trotzdem sieht die Mehrheit der Beobachter sie als Siegerin des TV-Duells.
"Merkel ist Amtsinhaberin - in der Machtposition kann sie auch eher unbewegt wirken. Das wirkt souverän und transportiert Ruhe und Stabilität."
Die amtserfahrene Kanzlerin habe kaum Stress gezeigt, sagt Eilert. In entscheidenden Momenten sei sie aber dann doch in Bewegung gewesen.
Der "stechende Blick" der Kanzlerin
Als sie zum Beispiel über den Diesel-Skandal gesprochen und die Beschäftigten erwähnt hat, die für die Fehler der Manager "nichts und gar nichts" können, habe sie nämlich die Augenbrauen kurz zusammengezogen und die Oberlider hoch. Dadurch sei ein stechender Blick entstanden, der zuverlässig für Ärger stehe – und den sehe man bei Merkel sonst nur sehr selten.
"Da richtet sich Merkels böser Blick gegen die Bosse - das macht sie in dem Moment sehr glaubwürdig und stark."
Martin Schulz war inhaltlich angriffslustiger – das spiegelte sich auch in einer deutlich lebendigeren Mimik und Gestik wider. Er hat aber weniger davon profitiert, sagt Eilert.
Stress-Signale bei Schulz
Der Herausforderer habe fast ausschließlich Stress-Signale gezeigt: Er habe extrem viel geblinzelt und einen sehr unruhigen Stand gehabt.
"Die Stress-Signale führen dazu, dass jemand als weniger kompetent wahrgenommen wird – auch wenn der Stress hier nichts mit der Kompetenz zu tun hat."
Schulz musste angriffslustig sein, zeigt Eilert Verständnis. Er habe aber einen entscheidenden Fehler gemacht – und das gleich mehrmals – indem er Merkel direkt attackiert habe.
Ein "entscheidender Fehler"
Einmal ging es dabei um die Pkw-Maut, die laut Merkel auch von der SPD mitgetragen wurde. Daraufhin Schulz: "Es gab keine Mehrheit für die Maut. Sie haben mich in der Nacht angerufen und gesagt: Machen Sie mal."
"Das ist fatal. 'Sie haben mich in der Nacht angerufen', sagt Schulz. Und man kriegt die Ahnung: Das war eine vertrauensvolle Situation."
Gleichzeitig, sagt Eilert, hat sich Schulz in diesem Moment zu ihr umgedreht, sehr stark in ihre Richtung gestikuliert und sie unmittelbar attackiert. In unserem evolutionären Genen sei noch immer das "Der Mann ist der Stärkere"-Denken verankert. Als Mann eine Frau so direkt zu attackieren, gehöre sich nicht, sagt der Gestik-Experte. Das habe zu deutlichen Sympathie-Abzügen geführt.
Als jemanden, der die Regeln von Gestik und Mimik perfekt beherrscht, sieht Dirk Eilert übrigens Christian Lindner. Der hat sich inzwischen auch zum TV-Duell geäußert: