Nach BombardierungSyrien: Türkei fordert Unterstützung durch EU und Nato
Erneut sind türkische Soldaten vom syrischen Militär getötet worden. Jetzt fordert die Türkei von EU und Nato Unterstützung. Sie droht damit, mehr Flüchtlinge nach Europa zu schicken.
In der Nacht auf Freitag (28.02.2020) sind nach Angaben türkischer Behörden 33 türkische Soldaten getötet worden. Die Türkei macht dafür die von Russland gestützte syrische Regierung verantwortlich. Sie hätte eine türkische Stellung im Raum Idlib bombardiert.
Die türkischen Soldaten sollten dort eine Waffenruhe kontrollieren, die es allerdings nie gab. Sie unterstützen zudem die islamistischen Rebellen, die Widerstand leisten gegen die syrische Armee.
Bombardierung aus Sicht der Türkei ein Bündnisfall
Auch in der Vergangenheit gab es schon Kämpfe zwischen der syrischen und der türkischen Armee, bei der 20 türkische Soldaten ums Leben kamen. "33 Soldaten in einer Nacht – das ist aber schon eine neue Eskalationsstufe", sagt Thomas Bormann, ARD-Korrespondent für Syrien.
Aus türkischer Sicht ist die Bombardierung ein Nato-Bündnisfall. Viele Nato-Mitglieder sehen das aber anders, denn die Türkei ist nicht im Auftrag der Nato in Syrien aktiv. "Die Türkei will die Region mitkontrollieren", sagt Thomas Bormann. Trotzdem fordert die Türkei: Die Nato soll militärisch helfen.
"Mit der Öffnung der Grenzen will die Türkei zeigen: Wir haben Druckmittel, damit ihr uns verdammt nochmal endlich helft."
Die Nato könnte zum Beispiel eine Flugverbotszone einrichten. Würde ein syrischer Kampfjet in dieser Zone unterwegs sein, müsste er von Nato-Flugzeugen abgeschossen werden. "Das wird aber bestimmt nicht passieren", sagt der Korrespondent. Denn Assad wird von Russland unterstützt. Und "ein Luftkrieg zwischen russischen und Nato-Flugzeugen" ist nicht vorstellbar und eine leere Forderung der Türkei, so Thomas Bormann.
Doch die Türkei macht klar: Wir brauchen Unterstützung. Und sie richten ihren Appell nicht nur an die Nato, sondern auch an Europa. Europa könnte zum Beispiel mehr Flüchtlinge aufnehmen als bisher, könnte mehr Geld bezahlen dafür, dass die Türkei syrische Flüchtlinge im eigenen Land versorgt, oder könnte die Türkei mit mehr und besseren Waffen versorgen.
Türkei droht mit Grenzöffnung
Europa – und indirekt auch der Nato, denn die meisten europäischen Länder sind auch Nato-Mitglieder – droht die Türkei mit der Öffnung von Grenzen, sodass Millionen syrischer Flüchtlinge nach Europa kommen könnten, die sich schon in der Türkei oder noch in Syrien befinden.
Der Begriff Drohung klingt in diesem Fall fast zynisch, schließlich geht es um die Versorgung von Flüchtlingen. Die meisten Länder Europas empfinden mehr Flüchtlinge aber als genau das: als Drohung. Denn die Aufnahme vieler Flüchtlinge ist politisch heikel.
Die Türkei macht damit klar: Wir haben Druckmittel, helft uns.
(Bannerbild oben: Archivbild aus dem Jahr 2016)