Trump vs. BidenWas uns die Umfragewerte zur Präsidentschaftswahl verraten
In der Wählergunst der Amerikaner liegt Joe Biden gut vor Donald Trump - das sagen die Umfragen. Doch schon einmal haben uns Umfragewerte in die Irre geführt. USA-Korrespondentin Doris Simon mit einer Einschätzung.
Am 7. Oktober haben sich der Vizepräsident Mike Pence und die demokratische Vizepräsidentschaftskandidatin Kamala Harris ein TV-Duell geliefert. Es war entschieden anders als die chaotische Auseinandersetzung am 29. September zwischen Präsident Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden. Die Diskussion war sachlich und ruhig, keine Pöbeleien oder Seitenhiebe, kein Ins-Wort-Fallen.
Präsident Donald Trump hat beim TV-Duell keine gute Figur gemacht, darin waren sich viele Beobachter einig. Und laut Umfragen liegt Joe Biden vorn: Im Durchschnitt aller Erhebungen hat er inzwischen 9,5 Prozentpunkte Vorsprung.
"Ich würde nie sagen, dass Donald Trump chancenlos ist - vor allem nicht nach der Wahl vor vier Jahren."
Chancenlos sei Donald Trum sicherlich nicht, sagt Doris Simon, Dlf-Korrespondentin in den USA. Doch es werde "sehr schwierig für ihn". Die Umfragewerte Donald Trumps liegen schon seit längerer Zeit konsistent hinter denen seines Herausforderers. Vor allem genieße der US-Präsident kein Vertrauen bei zwei wichtigen Wählergruppen: den Frauen und den älteren Wählern.
"Auch bei Männern scheint Trump nur noch die anzusprechen, die weiß sind und kein Abitur haben."
Die Äußerungen Donald Trumps in den letzten Tagen in Bezug auf seine Corona-Infektion, zu den vielen Corona-Toten und Arbeitslosen im Land, das Boykottieren eines neuen Hilfspakets für die Beschäftigten - das alles habe ihn Vertrauen gekostet, meint Doris Simon: "Da ist sehr viel zusammengekommen."
Auch in Swing States liegt Biden vorn
Wer Präsident der USA werden will, der muss vor allem die Stimmen in den wichtigen Swing States holen - das sind Staaten wie Florida mit etwa 29 Wahlmännerstimmen, die besonders ins Gewicht fallen. Und auch da, so unsere Korrespondentin, hat Joe Biden die Nase vorn.
"Es wird eine riesige Wahlbeteiligung erwartet."
Bei der Wahl in diesem Jahr ist alles anders: Schon jetzt haben so viele Menschen per Briefwahl ihre Stimme abgegeben wie nie zuvor, sagt Doris Simon. Es sei zu vermuten, dass darunter besonders viele Demokraten seien, denn Trump hat immer wieder von der Briefwahl abgeraten und behauptet, sie sei nicht sicher. Alles deute also auf eine hohe Mobilisierung unter den Demokraten hin. Überhaupt werde eine sehr hohe Wahlbeteiligung von bis zu 65 Prozent erwartet.
"Höchtens zehn Prozent der Wähler sollen noch unentschieden sein."
Vieles deutet darauf hin, dass Joe Biden als Gewinner aus der Wahl hervorgehen könnte. Doch die Experten und Journalisten im Land sind vorsichtig, sagt Doris Simon - schließlich wurde 2016 auch Hillary Clinton ein Wahlsieg prognostiziert, gewonnen hat aber Donald Trump.
Rückblickend wird vermutet, dass damals viele Menschen in den Umfragen sich nicht getraut hätten offen zuzugeben, dass sie Donald Trump wählen. Von diesen "shy voters" gebe es dieses Mal aber wahrscheinlich weniger. Von daher könnten die Umfragewerte in diesem Jahr zutreffender sein, meint Doris Simon.