PsycheTrump, Corona, Klima: Warum wir Weltschmerz fühlen
Es ist ein Gefühl, das wir gar nicht so gut in Worte fassen können: Wir fühlen uns unruhig, können die Realität nicht fassen und sind melancholisch. Wir besprechen, was Weltschmerz mit uns macht und wie wir ihn positiv nutzen können.
"Es ist eine Überwältigung von Dingen, die in der Welt passieren", so
beschreibt Anika das Gefühl, das sie regelmäßig beschleicht, wenn
mal wieder einiges schief läuft auf der Erde. Zuletzt hat sie diesen
Weltschmerz gespürt, als der Corona-Lockdown auf seinem Höhepunkt
war. Darüber hat sie einen Blogartikel geschrieben.
"Ich will informiert sein und wissen, was in der Welt passiert, aber kann das nicht mit Distanz betrachten."
Die Nachrichtenflut zu negativen Geschehnissen in der Welt verschaffen
ihr häufig ein Gedankenkarussell, aus dem sie nicht so schnell
aussteigen kann. Manchmal sei sie deshalb so lethargisch und lustlos,
dass sie den Tag nur auf der Couch verbringen möchte.
Was ihr in solchen Momenten hilft und ob sie den Weltschmerz auch mal
komplett ausstellen kann, erzählt sie uns im Interview.
Wenn der Weltschmerz in etwas Positives umgewandelt wird
Manchmal ist es ja so, als hätte jemand das Licht angeknipst und auf einmal sehen wir alle Probleme um uns herum. So ging es Shireen Stengel, als sie vor einigen Jahren die Doku Earthlings über Nutztierhaltung geschaut hat. „Ich bin ein so tiefes schwarzes Loch gefallen, das hatte ich davor noch nie erlebt“, so beschreibt sie ihren Moment des Weltschmerzes.
"Ich habe mich geschämt, Mensch zu sein."
Noch zwei Wochen danach habe sie sich wie am Boden zerstört gefühlt — doch dieses negative Gefühl hat sie genutzt: Seit diesem Erlebnis lebt sie vegan und hat inzwischen sogar ein Start-Up gegründet, das regionale und vegane Gerichte an Kantinen liefert. Ihr großes Ziel ist es, eine Ernährungswende anzustoßen — hin zu mehr Tierwohl.
Weltschmerz und Depression unterscheiden sich in einem wichtigen Punkt — den Gefühlen
Ein psychologischer Fachbegriff sei Weltschmerz nicht, sagt Psychologin Ines Walter. Für sie sei es mehr eine Kombination aus Pessimismus, Resignation, Realitätsflucht und Schmerz: "Es tritt dann auf, wenn ich an meiner Unzulänglichkeit leide und gleichzeitig nicht den Eindruck habe, dass ich handlungsfähig bin."
"Bei der Depression fühlen Menschen nichts mehr, das ist beim Weltschmerz anders."
Obwohl wir uns beim Weltschmerz ohnmächtig und vielleicht auch hilflos fühlen, sei er trotzdem nicht mit einer Depression zu vergleichen. Denn bei dieser Erkrankung stehe die Antriebslosigkeit und ein Gefühl der Leere im Vordergrund. Ob junge Menschen eher an Weltschmerz leiden, erzählt sie uns in dieser Ab 21.