Tropische Gattung in DeutschlandHyalomma-Zecken: groß, gestreift und potenziell gefährlich
Wer eine Zecke entdeckt, freut sich selten darüber. Nun gibt es eine neue, riesige Art in Deutschland: Die tierischen Blutsauger der Gattung Hyalomma.
Die in Deutschland typischen Zeckenarten heißen etwa Gemeiner Holzbock, Auwaldzecke oder Schafzecke. Nun könnte es sein, dass die Reihe um eine Art erweitert wird. Mehrere Tiere der tropischen Gattung Hyalomma wurden in Deutschland gefunden.
Zuerst an Pferden entdeckt
Zecken der Gattung Hyalomma stammen ursprünglich aus Asien oder Afrika. Sie seien aber bereits auf dem Balkan,im Mittelmeerraum und in der Türkei angesiedelt, erklärt Ute Mackenstedt, Parasitologin und Zeckenforscherin von der Uni Hohenheim. Sehr wahrscheinlich wurde sie regelrecht eingeflogen - über Vögel als Wirte.
Aufmerksam wurde die Parasitologin auf die Verbreitung der Hyalomma durch besorgte Pferdebesitzer: Sie hatten die ungewöhnlichen Tiere eingeschickt. Zwar hatte es auch in den vergangen Jahren erste Funde gegeben, das seien aber absolute Ausnahmen gewesen, so die Forscherin der Uni-Hohenheim.
"Die Hyalomma ist fünf Mal so groß wie unsere normale Zecke, der Holzbock."
Allein rein optisch unterscheiden sich die Hyalomma-Zecken deutlich von den hierzulande heimischen Arten. Sie sind größer, haben auffällige orangefarbene Beine, die nahezu gestreift aussehen. Zudem sind sie potenziell gefährlich für den Menschen. Denn auch wir kommen als Wirte in Frage und so besteht die Möglichkeit, sich durch einen Biss Krankheitserreger einzufangen.
"Die erwachsenen Zecken suchen sich sehr gerne große Tiere - Tiere in diesem Fall in Anführungsstrichen. Dazu gehören Pferde, Schafe, Rinder aber eben auch der Mensch."
FSME- oder Borreliose-Erreger konnten die Wissenschaftler bisher nicht an den gefundenen Zecken finden, dafür entdeckten sie in einem Fall jedoch Rickettsia-Bakterien. Diese können das Zecken-Fleckfieber auslösen, erklärt die Parasitologin. Die Folge: Fieber und Hautveränderungen.
Abzusehen ist allerdings nicht ob die potenziell übertragbaren Krankheitserreger auch wirklich von deutschen Hyalomma-Exemplaren verbreitet werden, so Ute Mackenstedt.
Bisher sind die Funde der Hyalomma nur ein Indiz für ein gehäuftes Auftreten. Ob die tropische Art wirklich in Deutschland heimisch wird, ist unklar. "Das werden erst die nächsten Jahre zeigen," sagt Ute Mackenstedt.
Unmöglich ist das jedoch nicht, wie das Beispiel der Ixodes inopinatus zeigt. Die kleine braune Zecke aus dem Mittelmeerraum ist bei uns seit 2014 heimisch. Und mittlerweile auch in Dänemark zu finden.
Ute Mackenstedt ruft übrigens dazu auf: Wer ein Hyalomma (oder ein anderes nicht identifizierbares Exemplar) findet, kann dieses an das Institut für Zoologie, Fachgebiet Parasitologie schicken. Die Forscher können so überprüfen, ob und welche Krankheitserreger die Tiere in sich tragen.