TrockenheitWie Städte und Kommunen Wasser sparen
Es ist heiß. Zu heiß. Für Berlin und das Berliner Umland deutet sich der fünfte Dürre-Sommer in Folge an, in einigen Orten von Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen wurden bereits Maßnahmen gegen Wassermangel ergriffen.
Wir sprechen über Dürre und Wassermangel – und das, obwohl es gefühlt den ganzen Frühling über geregnet hat: Laut Deutschem Wetterdienst wurde im März so viel Niederschlag gemessen wie zuletzt vor 22 Jahren. Und der April war so verregnet wie seit 15 Jahren nicht mehr.
Dürre in mehreren Bundesländern
Trotzdem leiden Mitte Juni schon wieder viele Regionen in Deutschland unter Trockenheit. Laut Dürremonitor des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung (UFZ) sind mehrere Bundesländer betroffen: die Mitte und der Süden Niedersachsens, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt.
- Erste Flüsse und Bäche trocknen aus.
- Wassertanks, in denen Trinkwasser gesammelt wird, leeren sich bedrohlich – weil mehr Trinkwasser verbraucht wird, als die Wasserverbände fördern oder dazu kaufen können.
Vom Wassertank-Problem ist in Nordrhein-Westfalen vor allem Ostwestfalen betroffen: In Bad Oeynhausen haben sich die Hochbehälter wegen des erhöhten Wasserverbrauchs so stark geleert, dass der örtliche Wasserbeschaffungsverband bereits Alarm geschlagen hat.
"In Bad Oeynhausen steht die Trinkwasserampel schon auf gelb: Wassersparen ist angesagt!"
Die Trinkwasserampel steht dort jetzt auf gelb, das bedeutet: Wasser sparen! Denn das Wasser wird nicht nur für private Haushalte benötigt, sondern auch, um Brände zu löschen. Die Menschen in Bad Oeynhausen werden daher aktuell gebeten, ihren Wasserverbrauch zu verringern:
- Rasen nicht sprengen
- Pools nicht befüllen
- Auto nicht waschen
Steht die Ampel auf rot, ist das alles sogar verboten – so wie 2022, da gab es das alles schon einmal.
Bereits Verbote in Sachsen-Anhalt
Ein Verbot wurde aktuell bereits in mehreren Landkreisen in in Sachsen-Anhalt ausgesprochen: Im Altmarkkreis Salzwedel, im Salzlandkreis und im Jerichower Land ist es momentan nicht erlaubt, Wasser aus Bächen zu pumpen. Und zwischen 10 und 19 Uhr dürfen die Menschen kein Grundwasser aus ihren privaten Brunnen entnehmen, um zum Beispiel ihren Garten zu bewässern.
Weitere Sparmöglichkeiten
Um Wasser einzusparen und resilienter gegen Trockenheit zu werden, denken viele Städte und Kommunen über weitere Maßnahmen nach:
- In Berlin soll ein Wasser-Krisenplan erarbeitet werden – dort soll genau geklärt sein, welche Industrien im Fall von Wassermangel auf jeden Fall am Laufen gehalten werden müssen
- Der regionale Wasserbeschaffungsverband, der auch Bad Oeynhausen in Ostwestfalen versorgt, hat eine mehrere Kilometer lange Transportleitung für zusätzliches Trinkwasser gebaut und will weitere Grundwasserbrunnen bohren
- Viele Städte, Bonn zum Beispiel, denken über Konzepte nach, wie sie Wasser besser speichern können – Stichwort "Schwammstadt": Es geht darum, Flächen zu schaffen, die in der Lage sind, große Mengen Wasser aufzunehmen und später wieder abzugeben
- Der Städte- und Gemeindebund empfiehlt der Landwirtschaft, sich anders aufzustellen – heißt konkret: andere Produkte anzubauen, die weniger Wasser verbrauchen
Mitte März hatte auch die Bundesregierung eine "Nationale Wasserstrategie" verabschiedet.
"Mein Eindruck ist, dass alle das Problem auf dem Schirm haben. Der richtig große Wurf, die eine geniale Idee, die alle Probleme löst, ist aber noch nicht dabei."
Die eine Idee, die alle Probleme auf einmal löst, sieht sie zwar noch nicht, sagt unsere Reporterin Susanna Zdrzalek. Doch jede und jeder einzelne von uns könne etwas tun, um gegen Wasserknappheit gewappnet zu sein. Der erste Schritt sei daher, sich klar zu machen, wie wertvoll Wasser ist. Wenn wir einfach alle weniger davon verbrauchen, sei schon viel gewonnen.
Sensibilisieren: Wasser ist kostbar
Dass Wasser eine kostbare Ressource ist, sei vielen Menschen in Deutschland aber gar nicht klar und sie würden noch viel zu verschwenderisch damit umgehen, sagt Jürgen Jensen, Professor für Wasserwirtschaft an der Uni Siegen. Er glaubt, dass wir viel Wasser sparen könnten, wenn wir mit ganz einfachen Dingen anfangen würden:
- Das Grauwasser, das wir für Dusche oder Waschmaschine nutzen, könne mit einfachen technischen Mitteln aufgefangen und im Anschluss für Toilettenspülung oder Autowäsche verwendet werden
- Im Garten oder Kleingarten Tonnen aufstellen und Regenwasser sammeln, um damit den Garten zu bewässern
Ein solcher Bewusstseinswandel würde uns allen helfen.
"Der erste Schritt ist einfach, sich mal klar zu machen, dass Wasser eine kostbare Ressource ist, die eben auch nicht unendlich da ist."